Nachdem es in den vergangenen Wochen beim Krisen-Möbelkonzern Steinhoff ruhiger zuging, sorgten jetzt gleich zwei Meldungen für eine Kurs-Rallye. Der wegen des Bilanzskandals schwer angeschlagene Konzern kämpft noch immer mit rechtlichen und finanziellen Folgen. Nun sorgen Übernahmegerüchte für neue Fantasie. Reichen die Neuigkeiten aus, um eine mögliche Trendumkehr einzuläuten?
Die Steinhoff-Aktie steigt heute im Tagesverlauf um bis zu 47 Prozent auf 0,10 Euro in der Spitze. Damit summiert sich das Plus für die Aktie insgesamt um über 60 Prozent für die vergangenen fünf Handelstage. Hauptgrund dafür ist wohl ein mögliches Übernahmeangebot für die Pepco Group Europe, an der Steinhoff große Anteile hält. Hierfür haben sich laut Sky News Advent International, Hellman & Friedman und Mid Europa Partners zusammengetan, um ein Angebot für die Pepco-Gruppe abzugeben. Der Wert der gesamten Übernahme wird auf 4,5 Milliarden Euro beziffert.
Das Dilemma: Steinhoff ist hochgradig verschuldet und auf neue Geldzuflüsse angewiesen. Für das operative Geschäft ist Pepco Europe bislang ein wichtiger Erlösbringer. Insgesamt trägt er ein Viertel der gesamten Umsätze bei. Ein Verkauf würde zu einem positiven Einmaleffekt führen. Für das Kerngeschäft würde jedoch ein wichtiger Bilanzposten wegfallen.
Zudem profitierte der Kurs der Steinhoff-Aktie in den vergangenen Tagen von Gerüchten einer Übernahme des Matratzenherstellers "Cofel", an dem Steinhoff zur Hälfte beteiligt ist.
Steinhoff kämpft im Zuge des Bilanzskandals aus dem Jahr 2017 mit Rechtsstreitigkeiten. Ihnen wird von Anlegern vorgeworfen, den Kapitalmarkt nicht vollumfänglich informiert zu haben. Eine Einigung zwischen den Streitparteien steht weiterhin aus. Hier ist noch nicht abzusehen, welche weitreichenden Konsequenzen zu erwarten sind.
An den langfristigen Aussichten hat sich wenig verändert. Sie bleiben negativ, denn noch immer ist völlig unklar, wie die Rechtsstreitigkeiten ausgehen werden. Mit dem Verkauf der Beteiligungen würde sich Steinhoff vom Tafelsilber trennen. Eine nachhaltige Kurs-Rallye ist daher unwahrscheinlich.