Bei K+S läuft es derzeit rund. Angetrieben von anziehenden Kalipreisen in vielen Regionen kletterten die Gewinne des Düngemittelherstellers kräftig. Daher wurde in der Vorwoche auch die Gesamtjahresprognose angehoben. DER AKTIONÄR sprach mit Konzernchef Dr. Burkhard Lohr über die Aussichten für die kommenden Monate und Jahre.
Sehr geehrter Herr Dr. Lohr, wie zufrieden sind Sie persönlich mit dem bisherigen Jahresverlauf?
Dr. Burkhard Lohr: Ich bin sehr zufrieden, denn das erste Halbjahr 2021 war für uns sehr positiv. Zum einen haben wir den Verkauf des Americas-Geschäfts erfolgreich abgeschlossen, die Verschuldung dadurch signifikant gesenkt und unsere Eigenkapitalquote gestärkt. Zum anderen haben wir starken Rückenwind durch die gute Marktentwicklung, hier insbesondere durch deutlich gestiegene Preise bei Düngemitteln. Im ersten Halbjahr haben wir unser operatives Ergebnis EBITDA um mehr als 50 Prozent zum Vorjahr gesteigert, allein im zweiten Quartal konnten wir diese Kennzahl verdoppeln. Zum anderen haben wir auch unsere Kosten gesenkt.
Was stimmt Sie für das zweite Halbjahr positiv?
Im weiteren Jahresverlauf erwarten wir eine anhaltend positive Entwicklung im Düngemittelgeschäft und bei Industrieprodukten. Deshalb haben wir auch kürzlich unsere Ergebnisprognose für 2021 erneut angehoben. Inklusive des Einmalertrages aus dem REKS-Joint Venture von rund 200 Millionen Euro rechnen wir nun mit einem EBITDA von 700 bis 800 Millionen Euro. Im Vorjahr hatten wir gerade einmal 267 Millionen Euro verdient. Dieses Jahr werden wir demnach unser Ergebnis sehr deutlich steigern.
Im fortgeführten Geschäft erzielt K+S den Großteil der Umsätze in Europa. In welchen außereuropäischen Märkten sehen Sie mittel- bis langfristig das größte Potenzial für Ihr Unternehmen?
Der wichtigste Auslandsmarkt ist für uns Brasilien. Das Land ist so etwas wie das „landwirtschaftliche Powerhouse“ und wird auch in den nächsten Jahren für uns sehr bedeutend bleiben. Dann sehe ich Potenzial in Ländern mit starkem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, wie beispielsweise Indien und auch in Regionen des Mittleren Ostens sowie in Afrika südlich der Sahara.
In welchen Bereichen sehen Sie für die Zukunft von K+S die größten Herausforderungen?
Eine große Herausforderung ist die angestrebte Klimaneutralität der deutschen Industrie. Wir gehören heute bereits zu den weltweit energieeffizientesten Kaliproduzenten und haben unsere CO2-Emissionen zwischen 1990 und 2020 schon um 80 Prozent reduziert. Bis 2030 können wir aus eigener Kraft mit zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen eine weitere Reduktion um 10 Prozent erreichen. Um aber bis 2045 oder 2050 klimaneutral zu werden, bedarf es seitens der Politik dringend energiewirtschaftlicher und energiepolitischer Nachbesserungen. Energie in Deutschland muss für uns bezahlbar bleiben.
Wie lange könnte sich Ihrer Ansicht nach die Situation eines relativ engen Kalimarktes fortsetzen?
Im vergangenen Jahr wurde die hohe Nachfrage neben den zur Verfügung stehenden Produktionsmengen auch aus Lagerbeständen bedient. Eine weitere Steigerung der weltweiten Absatzmenge in diesem Jahr halte ich kapazitätsseitig kaum für möglich. Die derzeitige Situation könnte noch eine Zeit lang andauern.
Erwarten Sie in den kommenden Jahren eine Erweiterung des weltweiten Kali-Angebots?
In Phasen höherer Kalipreise steigt in der Regel der Anreiz für etablierte Produzenten, ihre noch zur Verfügung stehenden Kapazitäten auf den Markt zu bringen. Auch versuchen dann häufig viele Junior Mining Companies mit scheinbar lukrativen neuen Projekten Geldgeber zu finden. Die Vergangenheit zeigt aber, dass eine große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht. Angekündigt wird stets sehr viel, am Ende tatsächlich realisiert wird aber nur sehr wenig. Eine neue Kaliproduktion aufzubauen ist sehr zeitaufwändig und bedarf hoher finanzieller Mittel. Wir erwarten kein Überangebot auf dem Weltmarkt.
Wie dürfte sich die Kalinachfrage in den nächsten Jahren entwickeln und mit welchen Preisspannen kalkulieren Sie für die Zukunft?
Auf der Nachfrageseite, und das bestätigen alle Marktbeobachter, sind die langfristigen Trends weiterhin intakt. Daher ist von einem jährlichen Zuwachs der globalen Kalinachfrage auszugehen. Die Treiber dafür sind unverändert das weltweite Bevölkerungswachstum und die Notwendigkeit einer optimalen Nährstoffversorgung der Böden zur Ertragssteigerung in der Landwirtschaft bei gleichzeitig zurückgehenden Ackerflächen.
Der Kalimarkt dürfte zyklisch bleiben und bei den Preisen ist auch zukünftig eine hohe Volatilität zu erwarten. Daher bereiten wir uns mit Maßnahmen darauf vor, auch in Phasen mit niedrigeren Preisen Geld zu verdienen. Wir arbeiten weiter an unseren Kosten, steigern unsere Produktionsleistung und wollen noch effizienter werden.
Die volatile Aktie von K+S ist zwar weiterhin für Anleger mit einem schwachen Nervenkostüm eher ungeeignet. Da die Perspektiven für den Düngemittelproduzenten aber gut sind und die Bewertung der Anteile immer noch günstig, können Anleger mit etwas Mut zum Risiko nach wie vor zugreifen (Stopp: 9,50 Euro).