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Konkurrent FTI pleite – große Chance für TUI?

Konkurrent FTI pleite – große Chance für TUI?
Foto: MDart10/Shutterstock
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Carsten Kaletta 03.06.2024 Carsten Kaletta

Das dürfte Platzhirsch TUI Aufwind verleihen: Europas drittgrößter Reisekonzern FTI Touristik ist in die Pleite gerutscht. Die FTI Touristik GmbH, Obergesellschaft der FTI Group, stellte am Vormittag beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die TUI-Papiere bauen ihre Kursgewinne daraufhin aus.  

Der Reisekonzern FTI meldet Insolvenz an. Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab morgigen Dienstag (4. Juni) nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können. "Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können", so FTI.  

Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist den Angaben zufolge zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. In der Folge würden aber auch für weitere der rund 90 Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt. 

Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, das in der Corona-Krise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestor Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen. 

Neu: Auf Anfrage des AKTIONÄR bei der TUI, wie sich die Buchungen zukünftig verändern könnten, sagte ein Unternehmenssprecher, dass es aus jetziger Sicht noch zu früh sei, das zu prognostizieren. "Da allerdings der Wunsch zu Reisen bei den Menschen sehr hoch ist, ist davon auszugehen, dass betroffenen Kunden einen neuen Urlaub buchen. Da ja der DRSF die (An-)Zahlungen der Kunden absichert, entsteht den Kunden ja kein direkter finanzieller Schaden. Sie können also schnellstmöglich einen neuen Urlaub zum Beispiel bei TUI buchen."

Der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) nennt auf seiner Internet-Seite übrigens eine Notfall-Nummer für an ihren Urlaubsorten betroffene Pauschal-Reisenden: +49 (0)89 710 45 14 98

Den Angaben zufolge waren die FTI-Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", teilte FTI mit. Dem Handelsblatt zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags aufgetan haben. Der Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt. 

Jetzt ist der 2021 gestartete Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) am Zug – die Insolvenz ist die erste große Bewährungsprobe für den DRSF. Er war nach der Pleite von Thomas Cook gegründet worden. Damals reichte die Haftungsgrenze der Versicherer in Höhe von 110 Millionen Euro nicht aus. Viele Tausend Kunden blieben auf ihren Forderungen sitzen, der Staat musste einspringen. Mittlerweile zahlen die großen Reiseveranstalter ein Prozent des Reisepreises an den DRSF. Der übernimmt dann nicht nur die Rückzahlungen, er organsiert auch mögliche Rückholaktionen und kümmert sich um die Reisenden.

Nach jüngsten Angaben verfügt der DSRF über mehr als 750 Millionen Euro plus Kreditlinien, wie das Handelsblatt weiter berichtet. FTI selbst hat laut dem letzten publizierten Konzernabschluss bis Ende Oktober 2022 eine „umsatzabhängige Sicherheitsleistung“ beim DRSF in Höhe von 161,3 Millionen Euro hinterlegt. Zu einem großen Teil wurde das über ein Nachrangdarlehen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds in Höhe von 118 Millionen Euro finanziert. Er soll sich im Falle einer Insolvenz des Münchener Unternehmens um die Erstattung der Vorauszahlungen der Kunden, gegebenenfalls den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport kümmern. 


Hintergrund: Die FTI Group mit etwa 11.000 Beschäftigten war in der Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten. Zuletzt sah sich der nach TUI und DER Touristik drittgrößte europäische Reisekonzern dank gestiegener Nachfrage wieder auf Kurs. Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/2023 verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus von 10 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro und erwirtschaftete einen Ertrag in zweistelliger Millionenhöhe. Nähere Details zum Ergebnis machte das Unternehmen nicht. Hauptgesellschafter war zuletzt die ägyptische Investoren-Familie Sawiris. 

TUI (WKN: TUAG50)

Die Pleite eines großen Konkurrenten dürfte TUI in die Karten spielen und als Marktführer überproportional mit Blick auf zukünftige Marktanteilsgewinne profitieren – etwa durch mögliche (Zusatz-)Buchungen von zuvor an FTI interessierter Reisender. Zudem sind Buchungslage und Branchen-Aussichten top. Die TUI-Aktie, die am heutigen Montag mit rund 5,0 Prozent im Plus notiert, ist zwar charttechnisch angeschlagen, bleibt aber fundamental aussichtsreich. 

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(Mit Material von dpa-AfX)

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