Die US-Großbank JPMorgan hat am Dienstag die Quartalsberichtssaison der großen Wall-Street-Institute eröffnet und dabei einen kräftigen Gewinnrückgang gemeldet. Schuld daran ist – wie sollte es anders sein – das Coronavirus.
Der Nettogewinn von JPMorgan ist im ersten Quartal um 69 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Dollar (rund 2,6 Milliarden Euro) eingebrochen. Auch der Gewinn pro Aktie beträgt mit 0,78 Dollar nur noch einen Bruchteil des Vorjahreswerts von 2,65 Dollar. Die Analysten hatten im Schnitt mit einem EPS von 1,84 Dollar gerechnet.
Grund für den enormen Gewinneinbruch sind hohe Rückstellungen für ausfallgefährdete Darlehen. Die nach Umsatz größte US-Bank hat die Risikovorsorge demnach auf 8,3 Milliarden Dollar erhöht – rund fünfeinhalb Mal so viel wie ein Jahr zuvor.
Wegen der Corona-Pandemie rechnen CEO Jamie Dimon und vielen Ökonomen mit einer schweren Rezession, die ähnliche Belastungen bringen könnte wie die weltweite Finanzkrise 2008. Um für drohende Ausfälle von Privat-, Firmen und Immobilienkrediten gewappnet zu sein, legte JPMorgan im ersten Quartal Milliarden zu Seite.
Sonderkonjunktur im Handelsgeschäft
Dass das Handelsgeschäft mit Aktien und Anleihen während der Corona-Turbulenzen an den Finanzmärkten florierte und die Umsätze in diesem Segment im zweistelligen Prozentbereich gestiegen sind, konnte die steigenden Kreditkosten unter dem Stricht nicht annähernd ausgleichen.
Zumindest die Erträge entwickelten sich insgesamt aber vergleichsweise stabil und lagen mit 29,1 Milliarden Dollar nur drei Prozent unter dem Vorjahreswert.
Laut CEO Dimon habe sich sein Institut in einem „sehr schwierigen und nie dagewesenen operativen Umfeld“ gut geschlagen. Er hatte die Aktionäre wegen der Coronakrise und ihrer Folgen aber bereits in der Vorwoche auf einen herben Gewinnrückgang im laufenden Jahr vorbereitet. Laut Dimon sei JPMorgan aber auch für eine schwere Krise gut gerüstet.
Trotz des Gewinneinbruchs im ersten Quartal kann die JPMorgan-Aktie im vorbörslichen US-Handel rund 2,5 Prozent zulegen. Klar ist aber auch, dass sich die konkreten Folgen der Corona-Pandemie für die Großbank erst in den nächsten Monaten zeigen werden. Nachdem die AKTIONÄR-Empfehlung im März ausgestoppt wurde, steht die Aktie daher aktuell nur auf der Beobachtungsliste.
Mit Material von dpa-AFX.