Die ING ist seit Jahren ein Vorbild in der europäischen Bankenbranche. Denn neben dem Kerngeschäft agiert man im zweitwichtigsten Markt in Deutschland als reine Internetbank. Das führte lange zu hohen Wachstumsraten und moderaten Kosten. Doch die Corona-Pandemie hinterlässt auch bei der ING Bremsspuren in der Bilanz. Allerdings fiel der Gewinnrückgang 2020 nicht so stark aus wie befürchtet. Zudem tut das Management alles, um die Aktionäre bei der Stange zu halten.
Hohe Rückstellungen für gefährdete Kredite haben der niederländischen ING im Corona-Jahr 2020 einen herben Gewinneinbruch eingebrockt. Weil außerdem Kosten für einen Stellenabbau anfielen, sackte der Nettogewinn um fast die Hälfte auf knapp 2,5 Milliarden Euro nach unten. Im vierten Quartal fielen die Belastungen aber geringer aus, so dass das Geldhaus dort unter dem Strich mehr verdiente als von Analysten im Schnitt erwartet.
Risikovorsorge in 2020 verdoppelt
Die Bank habe in der Pandemie jede Woche mit tausenden Kunden gesprochen und bei den Krediten Zahlungsaufschübe im Umfang von 19,4 Milliarden Euro gewährt, sagte der neue ING-Chef Steven van Rijswijk. Er hatte das Ruder im Sommer von Ralph Hamers übernommen, der inzwischen an die Spitze der schweizerischen Großbank UBS gerückt ist. Unterdessen legte die ING fast 2,7 Milliarden Euro für ausfallgefährdete Darlehen zurück, fast zweieinhalb Mal so viel wie im Vorjahr.
Dividendenzahlungen werden wieder aufgenommen
Die Anteilseigner sollen sich zunächst mit einer Dividende von 12 Cent je Aktie begnügen, da die Europäische Zentralbank die Gewinnausschüttungen der Branche wegen der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie begrenzt hat. Die ING-Führung stellte den Aktionären aber einen Nachschlag in Aussicht, wenn die EZB die Beschränkungen im Herbst aufhebt. Vor der Pandemie zählt der Konzern in der Branche zu den verlässlichen Dividendenzahlern.
Die Aktie legt heute kräftig zu, die besser als erwartet ausgefallen Zahlen und die Perspektive einer steigenden Dividende werden gut am Markt angenommen. Trader können auf Anschlussgewinne und einen Bruch des starken Widerstands bei 8,41 Euro setzen. Anleger setzen die Aktie auf die Watchlist.
Mit Material von dpa-AFX.