Die Commerzbank hat gestern ihre Zahlen zum abgelaufenen Quartal präsentiert. Bis auf den Ausblick gab es wenig überraschendes. Doch die Prognose für dieses Jahr fiel bei den Anlegern durch. Ein weiterer Ertragsrückgang war bisher nicht eingepreist. Nachmittags präsentierte dann der Vorstand die neue Strategie und stellte sich den Fragen der Analysten. Allerdings war die Aktie da schon in den Keller gerauscht.
Bedingt durch die Corona-Pandemie und Goodwill-Abschreibungen verlor die Bank 2020 fast drei Milliarden Euro. DER AKTIONÄR berichtete. Da sich das Umfeld nur langsam aufhellt und die Unsicherheit groß bleibt, ist für das laufende Jahr kein großer Ertragssprung einkalkuliert. Gerade bei einem Umbau wie dem der Commerzbank, der den Exit aus bestimmten Bereichen im Firmenkundengeschäft vorsieht, wäre das auch verwunderlich. Die Anleger hatten trotzdem mehr erwartet.
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Auf dem Kapitalmarkttag wurde dann deutlich, dass der Umbauplan so schnell wie möglich durchgezogen werden soll. Erstmals trat der neue CEO, Manfred Knof, öffentlich auf. Er betonte mehrmals, dass es letztlich nur darum ginge, den Plan jetzt endlich umzusetzen. Ausreden gebe es für ihn nicht. Bis zur Hauptversammlung am 5. Mai soll eine Vereinbarung mit der Gewerkschaft über den Abbau von 10.000 Vollzeitstellen stehen. Geplant ist ein Sozialplan mit einer Transfergesellschaft.
Ehrgeizige Pläne
Für viele Beobachter wirkt der Plan zu ambitioniert: Nachdem das Finanzinstitut jahrelang lavierte und Probleme auf die lange Bank schob, sollen jetzt innerhalb von vier Jahren die Weichen gestellt werden für eine eigenständige Zukunft. 2024 will die Bank eine Kosten-Ertrags-Quote von 62 Prozent ausweisen. Zuletzt waren es über 80 Prozent und damit deutlich mehr als der Durchschnitt der Peers. Man wolle Profitabilität vor Wachstum stellen, so Knof. Das ist eine radikale Abkehr von der bisherigen Politik das Kreditwachstum aufzupumpen, um so Ertragsrückgänge wett zu machen. Funktioniert hatte das ohnehin immer schlechter
Negativzinsen auf breiter Front?
Tatsächlich plant die Bank ab 2023 bis zu drei Milliarden Euro an Anleger über Dividenden oder Aktienrückkäufe auszuschütten. Der operative Gewinn von 2,70 Milliarden Euro soll dann im Wesentlichen über eine Normalisierung der Risikovorsorge und Kosteneinsparungen erzielt werden. Das könnte zumindest ansatzweise aufgehen. Möglicherweise führt die Bank zunehmend Negativzinsen auf Kundenkonten ein und könnte so noch etwas an den Erträgen schrauben. Zumindest ging das gestern aus verschiedenen Aussagen des Vorstandes hervor
Es war absehbar, dass es für Anleger bei der Commerzbank-Aktie volatil bleibt. Eine Investition ist nichts für schwache Nerven. Knof hat gestern einen Zeitplan für die Sanierung vorgestellt, daran sollte ihn der Markt messen. Charttechnisch ist jetzt die psychologisch wichtige Marke von 5,00 Euro im Fokus. Sie dient als Unterstützung. Der mittelfristige Aufwärtstrend seit letztem Sommer ist hingegen intakt. Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp von 4,00 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß § 34b WpHG: Aktien von Commerzbank befinden sich im Aktionär-Depot von DER AKTIONÄR.