Halbleiteraktien haben zum Wochenstart spürbar von der Annäherung im Handelsstreit zwischen China und den USA profitiert. Die Hoffnung auf eine Belebung der Nachfrage sorgte auch bei den heimischen Branchenvertretern wie Aixtron, Infineon und Siltronic für steigende Kurse. Neben dem Verzicht auf zusätzliche Zölle kam auch die Aufhebung der Sanktionen gegen Huawei bei den Investoren gut an. Setzt sich der Höhenflug heute fort?
Nach einer fast zweimonatigen Gesprächspause sollen die Handelsgespräche zwischen China und den USA neu aufgenommen werden. „Wir sind wieder auf dem richtigen Weg“, sagte US-Präsident Donald Trump nach einem Gespräch mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Rande des Gipfels der großen Wirtschaftsnationen (G20) am Samstag in Osaka in Japan. Trump sicherte zu, die angedrohte Ausweitung der Strafzölle vorläufig auszusetzen, was eine Vorbedingung Chinas war.
Zudem hob Trump die Blockade des chinesischen Telekomriesen Huawei vorerst auf. Vor allem die Sanktionen der USA gegen Huawei, der ein wichtiger Kunde zahlreicher Chip-Hersteller ist, hatten den Halbleiterkonzernen zuletzt das Leben schwer gemacht. Die Neuigkeiten sorgten für Erleichterung in der gesamten Branche.
Mit der in Aussicht gestellten Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den USA und China ist ein großer Bremsklotz vom Tisch sein – zumindest vorerst. Ob sich die Kunden aus der Halbleiterindustrie ihre Investitionen nun umgehend hochfahren, bleibt aber fraglich.
Cypress-Übernahme weiter im Fokus
Bei Infineon steht zudem weiter die geplante Übernahme des US-Konkurrenten Cypress Semiconductor im Fokus. Durch den Zukauf würde der DAX-Konzern weltweit zur Nummer acht unter den Chip-Herstellern aufsteigen – und die Nummer eins bei Chips für den Automobilmarkt werden. Für den Vorstand ist dieser Zukauf „ein großer und richtungsweisender Schritt bei der strategischen Weiterentwicklung von Infineon“.
Die volle Wirkung des Deals dürfte sich aber erst im Jahr 2022 und darüber hinaus entfalten. Infineon erwartet Umsatzsynergien von 1,0 bis 1,5 Milliarden Euro, die sich zwischen 2025 und 2028 einstellen dürften. Nach der Transaktion peilt der Konzern ein Umsatzwachstum von neun Prozent, eine Segmentergebnis-Marge von 19 Prozent und eine Investitionsquote von 13 Prozent an.
Zahlen im Anflug
Frische Zahlen zum dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2018/19 gibt es am 1. August. Bis dahin läuft die sogenannte „Quiet Period“, in der der Vorstand sich öffentlich nicht mehr zur operativen Entwicklung äußert.
Bei einem angenommenen Euro/Dollar-Wechselkurs von 1,15 einen Umsatzanstieg von einem Prozent mit einer Spanne von plus oder minus zwei Prozentpunkten. In der Mitte der Umsatzspanne wird die Segmentergebnis-Marge etwa 15 Prozent betragen. Im Geschäftsjahr 2019 erwartet Infineon einen Umsatz in Höhe von 8,0 Milliarden Euro, plus oder minus zwei Prozent. Im Vorjahr hatte der Umsatz 7,6 Milliarden Euro betragen, der Umsatzanstieg wird also mit etwas über fünf Prozent prognostiziert. Bei der Prognose wird ein künftiger EUR/USD-Wechselkurs von 1,15 unterstellt.
DER AKTIONÄR hält an seinem Fazit fest: Die Infineon-Aktie dürfte ihre Gegenbewegung auf die jüngsten Verluste weiter fortsetzen. Anleger mit Weitblick können das aktuelle Niveau daher weiter zum Auf- oder Ausbau einer Position nutzen, sollten sich dabei aber auch auf kleinere Rücksetzer einstellen. Die erste Zielzone, die die Aktie nun anlaufen sollte, liegt zwischen 17 und 18 Euro.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Akien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.