Infineon profitiert vom anhaltenden Chipboom, wird aber von Corona und anderen Problemen ausgebremst. Die Jahresprognosen wurden bestätigt. Investoren machten zunächst aber Kasse. Die Aktie ging kurz nach Handelsstart auf Talfahrt und rutschte über fünf Prozent ab. Doch dann meldeten sich die Bullen zurück.
Im abgelaufenen Quartal litt Infineon unter anderem unter pandemiebedingten Einschränkungen der Fertigung in Melaka (Malaysia) sowie Nachwirkungen eines Wintersturms in Austin (USA) im Februar. Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal von April bis Juni legten Umsatz und Gewinn daher trotz weltweit hoher Nachfrage nur moderat zu. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorquartal nur um 22 Millionen auf 2,722 Milliarden Euro. Der Gewinn wuchs von 209 Millionen auf 245 Millionen Euro.
Auf das gesamte Jahr bezogen geht Infineon davon aus, durch die verschiedenen Behinderungen rund 200 bis 300 Millionen Euro an Umsatz nicht machen zu können. Ein Großteil davon sei aber nur verschoben, hieß es aus der Konzernzentrale.
An der Börse wurden die Zahlen und der Ausblick zunächst verhalten aufgenommen. Experten stuften die Zahlen als wenig überraschend und den Ausblick auf den Rest des Jahres als zurückhaltend ein. Nach einem Schlusskurs am Vortag von 33,41 Euro rutschte die Aktie im frühen Handel auf 31,60 Euro ab.
Auf der Telefonkonferenz für Analysten und Investoren (Start: 9:30 Uhr) konnte Vorstand Reinhard Ploss die Gemüter mit seinen Erklärungen zum Ausblick auf das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2021 allem Anschein nach wieder beruhigen. Die Aktie konnte die Verluste bis zum Mittag wieder wettmachen und ins Plus drehen.
Infineon leidet unter den widrigen Bedingungen, hält aber weiter dagegen. Die strukturellen Wachstumstreiber und Trends sind intakt. Der Konzern dürfte die temporären Baustellen schon bald abhaken und sich wieder auf das eigene Wachstum fokussieren. Die neue Fabrik in Villach hat ihren Betrieb aufgenommen. Im September soll sie offiziell eröffnet und die ersten Wafer ausgeliefert werden. Beim Umsatz wird sich dies aber erst im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres bemerkbar machen, das im Oktober beginnt. Solange die charttechnische Unterstützung im Bereich um 31/32 Euro und die 200-Tage-Linie hält, bleibt das Hoch von Anfang April bei 37,31 Euro das nächste Ziel.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß § 85 WpHG: Derivate auf Infineon befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX)