Infineon hat seine Hausaufgaben gemacht. Vorstand Reinhard Ploss führte den einstigen Pleitekandidaten wieder an die Weltspitze. Doch auch der DAX-Konzern hat die Chipkrise zu spüren bekommen – aber frühzeitig dagegen gesteuert. Der Halbleiterhersteller rechnet spätestens im kommenden Jahr mit einem Ende der Chipkrise in der Autoindustrie.
„Ich gehe davon aus, dass wir 2023 den Bedarf gut abdecken können. Bei Mikrocontrollern, die wir außer Haus fertigen lassen, werden wir 2022 noch eine starke Begrenzung haben“, sagte Infineons Automotive-Chef Peter Schiefer der Automobilwoche. Das zweite Halbjahr werde aber besser als das erste.
Bei selbst hergestellten Produkten wie der Leistungselektronik und Sensoren gebe es heute zum Teil schon keine Engpässe mehr. „Und wir werden bis zum Sommer weitestgehend lieferfähig sein. Die letzten Themen werden 2023 gelöst werden.“
Durch die Lieferengpässe habe sich die Zusammenarbeit mit den Fahrzeugherstellern gewandelt. „Wir diskutieren auch Modelle, wie wir mittelfristig Kapazitätsreservierungen anbieten können. Das machen wir für ausgewählte Segmente.“ Eines davon sei die E-Mobilität. Zugleich kündigte Schiefer eine deutliche Erweiterung der Produktion, etwa in Österreich, an: „Wir werden unsere Kapazitäten stark ausbauen und beispielsweise in Villach investieren, um dem wachsenden Bedarf im Bereich Siliziumkarbid gerecht zu werden.“
Zur Erinnerung: Mit dem neuen Werk für Leistungselektronik am Standort Villach (Österreich) setzte Infineon im Vorjahr ein Ausrufezeichen. Die in Rekordzeit gebaute Fabrik zählt mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro zu den größten Investitionsprojekten in der Mikroelektronikbranche in Europa.
Einige Analysten haben zuletzt ihre Kaufempfehlungen und Kursziele für die Infineon-Aktie bestätigt. Im Rahmen der allgemeinen Schwäche der Technologiewerte ist die Aktie trotzdem weiter zurückgefallen. Aktuell rückt die viel beachtete 200-Tage-Linie bei 36,24 Euro in den Fokus.
Anleger sollten sich durch den Rücksetzer nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die jüngsten Zahlen von Wettbewerbern wie ASML und STMicro haben gezeigt, dass sich die Chipkonzerne weltweit weiter auf Wachstumskurs befinden.
Das Fazit hat Bestand: Risikobewusste Anleger können eine Stabilisierung im Bereich der 200-Tage-Linie sogar zum Auf- oder Ausbau einer Position nutzen. Liefert Ploss Anfang Februar die passenden Zahlen und trübt sich das Umfeld im Technologiesektor nicht zu sehr ein, dann sollte die Aktie die 40-Euro-Marke im Jahresverlauf wieder ins Visier nehmen – und auch überwinden.
(Mit Material von dpa-AFX)