Konzernchef Reinhard Ploss hat derzeit eigentlich Grund zur Freude. Die Geschäfte von Infineon laufen rund. Zum zweiten Quartal (per Ende März) konnte Ploss nicht nur weitere Zuwächse bei Umsatz und Gewinn verkünden, sondern auch die Prognose für das Geschäftsjahr 2020/21 zum zweiten Mal leicht anheben. Kann Ploss Anfang August noch einmal überzeugen, oder gibt es einen ähnlich verhaltenen Ausblick wie von Texas Instruments (TI).
Der boomende Halbleitermarkt und die fortgesetzte Erholung der Automobilmärkte treiben derzeit die Nachfrage. Lieferengpässe könnten die Entwicklung aber kurzfristig dämpfen. Engpässe sieht der Infineon-Chef vor allem in den Segmenten, in denen der Konzern Chips von Auftragsfertigern bezieht, vor allem bei Mikrocontrollern für das Auto und IoT-Produkte. Zudem weiß Ploss, dass auch weiterhin mit Unsicherheiten durch die Coronavirus-Pandemie zu rechnen ist und die Vorhersagbarkeit des weiteren Geschäftsverlaufs eingeschränkt sind.
Gestern Abend gab es frische Zahlen von Texas Instruments. Der US-Chipkonzern hält im laufenden dritten Quartal auch einen Umsatzrückgang im Vergleich zum zweiten Jahresviertel für möglich. Die Erlöse werden bei 4,40 bis 4,76 Milliarden Dollar erwartet. Analysten prognostizierten bisher im Durchschnitt 4,59 Milliarden Dollar für das dritte Quartal. Im zweiten Jahresviertel erreichte der Umsatz dank einer starken Nachfrage aus allen Anwendungsfeldern 4,58 Milliarden Dollar, ein Plus von 41 Prozent zum schwachen, durch Corona geprägten Vorjahrsquartal. Analysten hatten für das zweite Quartal mit weniger gerechnet.
Unter dem Strich stand im zweiten Quartal ein Gewinn von 1,93 Milliarden Dollar, ein Plus von 40 Prozent. Je Aktie verdiente TI 2,05 nach 1,48 Dollar. Beim Gewinn je Aktie (EPS) erwartet TI im laufenden dritten Quartal 1,87 bis 2,13 Dollar. Experten gehen derzeit im Mittel von 1,97 Dollar aus. Die Aktie geriet nachbörslich unter Druck und verlor über drei Prozent.
Den Rücksetzer vom Wochenstart hat die Infineon-Aktie gut verdaut. Die charttechnisch wichtige Unterstützung über der 30-Euro-Marke hat gehalten und auch die 200-Tage-Linie (aktuell bei 32,00 Euro) wurde zurückerobert. Heute wird sich zeigen, ob die Vorgaben von TI die Aktie erneut unter Druck setzen. DER AKTIONÄR setzt weiter auf eine stabile charttechnische Unterstützung und solide Zahlen bei Infineon.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß § 85 WpHG: Derivate auf Infineon befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX)