Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Importzölle haben die Aktien von Europas Autoherstellern am Donnerstag belastet. Dennoch konnten die Papiere von Mercedes-Benz, BMW und Volkswagen ihre Verluste zumindest zum Teil im wieder aufholen.
Trump kündigte Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Autoimporte an und verschärfte damit den globalen Handelsstreit. Die Zölle sollen für alle importierten Autos gelten - von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen.

"Auch wenn damit das letzte Wort mit dem 'Dealmaker' im Weißen Haus noch nicht gesprochen sein dürfte, eine Eskalation im Handelsstreit der USA gegen den Rest der Welt ist es allemal", betonte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Die Commerzbank sprach von einem "weiteren Schritt in der Umsetzung der protektionistischen Agenda der Trump-Administration".
Besonders die deutsche Autoindustrie dürfte unter den Zöllen leiden, die laut dem Weißen Haus am 3. April in Kraft treten sollen. Laut der Commerzbank liegt Deutschland nach Mexiko, Japan, Südkorea und Kanada auf dem fünften Platz der Länder, aus denen fertiggestellte Automobile in die USA importiert werden. Philippe Houchois von Jefferies Research schätzt den Wert des zusätzlichen Zolls auf etwa zwei Prozent des Konzernumsatzes bei BMW, ein Prozent bei VW und zehn Prozent bei der Porsche AG.

"Dies ist kein symbolischer Schritt, sondern einer, der die Kostenstruktur der US-Automobilindustrie erheblich verändert", betonte der beim Analysehaus Bernstein für US-Hersteller zuständige Analyst Daniel Roeska. Am US-Markt sieht er in Tesla einen Gewinner, während die drei großen Hersteller aus Detroit unter den hohen Abgaben litten. Er erwähnte, das Freihandelsabkommen USMCA biete nur begrenzte Kompensationsmöglichkeiten.
Während die EU und andere betroffene Länder vorab bereits Gegenzölle in Aussicht stellten, erwähnte Roeskas Bernstein-Kollege Stephen Reitman die immer noch vorhandene Möglichkeit von Verhandlungen. Trump selbst geht mit seinen Drohungen allerdings noch weiter. Wenn die EU mit Kanada zusammenarbeite, um den USA wirtschaftlichen Schaden zuzufügen, würden beide Länder mit weitaus größer angelegten Zöllen belegt als derzeit vorgesehen, schrieb er auf der Online-Plattform Truth Social.
Laut Reitman hat Trump die Aktien- und Anleihemärkte bereits "extrem nervös" gemacht. Der US-Präsident sehe den Dow Jones Industrial, der im Nachgang seiner Amtseinführung unter Druck geraten war, eigentlich als "wichtigen Gradmesser für seinen Erfolg" an. Unter diesen Voraussetzungen sei es schwer abzuschätzen, wie lange diese "kettensägenartige Politik" von Trump anhält, wenn sie einen nicht nur vorübergehenden Markteinbruch verursacht.
Der Auto-Fachmann Daniel Schwarz vom Analysehaus Stifel glaubt perspektivisch, dass Entlastung in Sicht ist, sobald der Analystenkonsens und die Konzernausblicke an die neuen Bedingungen angepasst wurden. "Sobald dieser Umstand verdaut ist, sollte die größte kurzfristige Unsicherheit bei europäischen Autobauern beseitigt sein", schrieb er. Hiesige Autohersteller könnten dann seiner Ansicht nach für Investoren wieder attraktiver werden.
Zuletzt hat sich unter den Anlegern die Hoffnung breit gemacht, Donald Trump würde vielleicht bei den im Wahlkampf angedrohten Zöllen gegenüber Europa und ganz speziell gegenüber den deutschen Auto-Herstellern einen Kuschelkurs fahren. Die Hoffnung hat sich in Luft aufgelöst. Dass die Aktien der deutschen Auto-Hersteller ihre Verluste im Verlauf des Handels am Donnerstag zum Teil wieder wettgemacht haben zeigt, dass mittlerweile viele negative Nachrichten im Kurs eingepreist sind. Der Markt blickt nach vorne und hofft auf einen guten Deal zwischen den USA und der EU. Allen voran Ferrari bietet aktuell eine interessante Einstiegschance. Auch BMW, VW könnten von einem Comeback der „Deutschland AG“ profitieren. Anleger müssen einen langen Atem mitbringen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Mercedes-Benz, Volkswagen Vz., Porsche AG , Stellantis.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Aktien der Porsche AG befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG.