Der Goldpreis hat sich gestern über die Marke von 1.800 Dollar gekämpft und nähert sich allmählich dem ersten wichtigen Widerstand bei 1.815 Dollar. Doch die Analysten werden mit Blick auf das kommende Jahr zunehmend skeptischer. Nachdem die ABN Amro bereits eine Prognose von 1.500 Dollar herausgegeben hat, schlägt auch die französische Bank Natixis in die Kerbe und sieht Gold auf 1.630 Dollar fallen.
Die Normalisierung der Weltwirtschaft im Jahr 2022 und die restriktivere Geldpolitik der USA werden nach Ansicht der Analysten ihren Tribut bei Gold und Silber fordern. Gegenüber dem Internetportal kitco.com sagte Bernard Dahdah, Edelmetallanalyst bei der französischen Bank, dass er im nächsten Jahr nicht mit einem völligen Einbruch des Goldpreises rechne. Er erwarte jedoch, dass die Preise auf das Niveau vor der Pandemie zurückgehen werden. „Die Goldpreise werden immer noch höher sein als der Durchschnitt von 2010, aber wir sehen eine Normalisierung des Marktes“, sagte er.
Auch für die Silberpreise ist die französische Bank nicht optimistisch. Dahdah sagte, dass der Silberpreis dem Goldpreis nach unten folgen dürfte, auch wenn die Welt weiterhin zu mehr grüner Energie übergeht. Natixis geht davon aus, dass der Silberpreis im Jahr 2022 bei etwa 21,10 Dollar pro Unze liegen wird.
Die Argumentation fußt also einmal mehr darauf, dass die restriktivere Geldpolitik – also der Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm gefolgt von höheren Zinsen – den Goldpreis unter Druck bringen wird. An der Stelle darf ich mich wiederholen: Es gibt keinen historisch belegbaren Zusammenhang zwischen diesen beiden Komponenten. Im Gegenteil: In diesem Jahrtausend ist Gold häufiger mit den Zinsen gestiegen als dass der Goldpreis von steigenden Zinsen unter Druck gebracht worden ist. Charttechnisch ist das Goldpreis noch nicht aus dem Gröbsten raus und es kann durchaus noch ein Rücksetzer folgen. Doch mit den Zinsen hat dies wenig zu tun.