Angetrieben von einem möglichen Ende des Handelsstreits zwischen China und den USA sendet die Aktie von Geely endlich wieder Lebenszeichen. In den letzten Tagen ist das Papier von 1,55 Euro auf 1,80 Euro geklettert. Unterstützung gab es unter anderem von mehreren Analysten.
Am Montag legte Bin Wang von der Credit Suisse mit einem Kursziel von umgerechnet 3,24 Euro vor. Es folgte Allen Yuan von Macquarie mit 2,76 Euro. Wenige Tage zuvor legte Benjamin Lo von Nomura die Messlatte noch etwas höher. Er hält Kurse für die Geely-Aktie von 3,85 Euro für möglich.
Wachstumsmotor China
Es bleibt dabei: China ist der größte Automarkt der Welt mit einem noch immer hohen Wachstumspotenzial. „So besaßen 1.000 Chinesen im Jahre 2017 in Durchschnitt 79 Pkw. In USA betrug diese Kennziffer 812 Pkw/1000 Einwohner und in Deutschland 553 Pkw/1000 Einwohner. Der chinesische Automarkt bietet noch ein großes, bisher nicht erschlossenes Potential“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut.
Schlechter Deal mit Daimler?
Geely-Chef Li Shufu ist ein Deal-Maker. Zuletzt hat er starke Brands gekauft, um die Technologien von Volvo oder Lotus auch in seine Flitzer Made in China zu stecken. Einzig und alleine die Hängepartie mit Daimler passt nicht so ganz ins Bild.
Geely hätte die 7,5 Milliarden Euro, die man in Daimler gesteckt hat, sicherlich besser investieren können. Sei es in eine andere Automarke oder in eine eigene Batteriefabrik.
Elektro-Offensive
Fakt ist: Geely will sich in den kommenden drei Jahren insbesondere als Hersteller von elektrifizierten Autos einen Namen machen. Vor allem den europäischen Herstellern will man mit Elektroflitzern und Plug-In-Hybriden Marktanteile abjagen.
Dazu beitragen wird vor allem die stylische Tochter Lynk & Co. In Deutschland wird die Marke 2019 eingeführt, in den USA sollen die Renner 2020 auf den Markt gebracht werden.
Technologie-Transfer
Zur Erinnerung: Die Marken Volvo, Lotus oder The London Taxi werden in der Geely-Holding bilanziert. Die Käufer der Geely-Aktie erwerben „nur“ das China-Geschäft mit den Marken Geely, Emgrand, Gleagle und der noch relativ neuen SUV-Tochter Lynk & Co, mit der Geely die Nachfrage nach Elektroflitzern bedienen will. Dennoch: Das China-Geschäft wird durch den Technologie-Transfer von Volvo, Lotus & Co profitieren.
Aussichtsreich
Die Aktie scheint sich nach dem langen Abwärtstrend wieder aufzurappeln. Nach der Bewegung von 1,55 Euro bis 1,80 Euro ist ein Rücksetzer bis auf die Ausbruchslinie wahrscheinlich. Im Anschluss gilt es die wichtige 200-Tage-Line bei 16,47 Hong-Kong-Dollar oder umgerechnet 1,84 Euro nachhaltig zu überwinden. Noch kann man für die Aktie keine Entwarnung geben. Das langfristige positive Investment-Szenario bezüglich der Geely-Aktie bleibt aber intakt.