Im Zuge des Angriffs von Russland auf die Ukraine sind sämtliche russische Aktien kräftig gefallen. Besonders stark erwischte es dabei natürlich Aktien, an denen der Kreml selbst beteiligt ist – wie etwa Gazprom. Am weltgrößten Erdgasproduzenten hält der russische Staat 50 Prozent plus eine Aktie – ohnehin waren die Papiere schon immer ein Politikum.
So könnte der Druck auf Deutschland und andere große europäische Abnehmer des russischen Gases weiter zunehmen. Eine Inbetriebnahme von Nord Stream 2 ist in weite Ferne gerückt. Doch angesichts der Knappheit von Gas in zahlreichen Regionen der Welt dürfte Gazprom durchaus in der Lage sein, einen Nachfragerückgang aus Europa kompensieren zu können. Schon in den vergangenen Jahren wurde die Wichtigkeit des asiatischen Marktes – und dabei allen voran China – immer wieder betont. Auch wenn Gazprom natürlich kurzfristig durchaus negative Effekte zu befürchten hätte, würden mehrere EU-Staaten ihre Verbindungen kappen, dürfte man mittel- bis langfristig sicherlich Absatzmärkte für das geförderte Erdgas finden. Die Knappheit am Markt dürfte nämlich noch einige Zeit anhalten.
Wilder Kursverlauf
Indes dürfte sich die Aktie von Gazprom wohl auch in den kommenden Wochen und Monaten weiterhin extrem volatil präsentieren. Die Papiere, die bereits in der Vergangenheit alles andere als Witwen- und Waisenpapiere waren, liefen über Monate hinweg richtig stark – bis die Vorbereitungen auf einen Militärschlag die Rally beendeten und der Angriff in dieser Woche zu einer glatten Kurshalbierung führte.
Natürlich darf bei Gazprom auch nicht vergessen werden, dass man in Deutschland nicht direkt einen Anteil an Gazprom selbst kaufen kann, sondern lediglich ein ADR – ausgegeben von der amerikanischen Depotbank Bank of New York Mellon. Und es ist zwar aktuell eher unwahrscheinlich, aber nicht komplett ausgeschlossen, dass es diesbezüglich auch Sanktionen beziehungsweise Strafmaßnahmen geben könnte. So hat die USA etwa bereits den Handel mit Gazprom-Anleihen verboten.
Ganz klar: Mit einer sicheren Geldanlage hat ein Kauf der ADRs von Gazprom absolut nichts zu tun. Konservative Anleger sollten daher weiterhin einen großen Bogen um dieses heiße Eisen machen. Allerhöchstens Zocker können nach dem Kursrutsch mit einer kleinen Position auf eine Gegenbewegung spekulieren.