Die nächsten wenig erbaulichen Nachrichten für Gazprom: Italien will sein aus Russland importiertes Gas ersetzen. "Wir importieren jedes Jahr etwa 29 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland. Das sind etwas mehr als 40 Prozent des importierten Gases. Das wird ersetzt", sagte der Minister für den ökologischen Umbau, Roberto Cingolani.
Bis zur kompletten Unabhängigkeit könnte es 24 bis 30 Monate dauern, schätzte der parteilose Physiker in der Sendung Agorà Extra des öffentlich-rechtlichen Senders Rai3. Italien sei frühzeitig tätig geworden. Bis zum späten Frühling könnten 15 bis 16 Milliarden Kubikmeter durch Lieferanten aus anderen Teilen der Welt ersetzt sein.
Die Regierung des Mittelmeerlandes mit rund 60 Millionen Einwohnern arbeite gerade an neuen Anlagen, Gasverflüssigung und neuen Langzeitverträgen, erklärte Cingolani weiter. Am vergangenen Wochenende reiste Außenminister Luigi Di Maio in den Golfstaat Katar, um über mehr Lieferungen von Flüssiggas zu sprechen. Katar ist ein wichtiger Flüssiggas-Exporteur für Italien.
Wenn aus irgendeinem Grund die Gaslieferung aus Russland komplett eingestellt werden sollte, würden die aktuellen Reserven und ein Notfall-Plan Italien genug Zeit verschaffen, um gut durch die Saison zu kommen, sagte Cingolani. "Wir müssten Opfer bringen, aber die Anlagen würden nicht stehen bleiben", versicherte der Minister. Eine Wiederöffnung bereits stillgelegter Kohlekraftwerke schloss er aus.
Die Nachrichtenlage für Gazprom bleibt trist und die ADRs des weltgrößten Erdgasproduzenten weiterhin nicht handelbar. Anleger können sich daher auf Konkurrenten von Gazprom fokussieren - wie etwa die norwegische Equinor oder etwa auch die ebenfalls stark im Gasgeschäft aktive Shell.
Mit Material von dpa-AFX