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08.03.2022 Thorsten Küfner

Gazprom: Es wird ernst

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Gazprom

Es zeichnet sich immer klarer ab, dass Gazprom im Zuge des Krieges nachhaltig Kunden verlieren wird. So sucht nun auch die EU verstärkt neue Wege, um möglichst schnell unabhängig von russischen Rohstoffen zu werden. "Wir müssen uns aus der Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle aus Russland befreien", so EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Dafür legt die Kommission am Dienstag (15.30 Uhr) einen Plan vor, der den Ausbau von erneuerbaren Energien ankurbeln sowie dabei helfen soll, insbesondere von russischem Gas loszukommen.

Rund 40 Prozent des in die EU importierten Gases kommt über Pipelines aus Russland. Schon vor dem Krieg in der Ukraine waren die Gaspreise in der EU angestiegen, unter anderem wegen einer hohen Nachfrage während der Erholung von der Corona-Pandemie. Es wird nun befürchtet, dass die Preise noch steiler ansteigen - oder, dass Gasimporte aus Russland ganz gestoppt werden könnten. Verschiedene Politiker und Organisationen haben bereits ein Einfuhrverbot für russisches Gas sowie Öl und Kohle gefordert, um Moskau weiter unter Druck zu setzen.

Die EU-Kommission hat mehrfach betont, dass die EU für den Rest dieses Winters auch im Fall eines Gas-Lieferstopps aus Russland auf der sicheren Seite stehe. Im kommenden Winter sähe die Situation aber anders aus. Um auch in Zukunft eine Energiekrise zu vermeiden, will die Behörde, dass die EU-Gasspeicher bis Oktober im Schnitt zu mindestens 80 Prozent gefüllt werden. Das geht aus einem Entwurf des Plans hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach könnten die Länder dafür etwa Versorger oder Netzbetreiber in die Pflicht nehmen. Derzeit sind die europäischen Gasspeicher nach Kommissionsangaben zu weniger als 30 Prozent voll. Der vorläufige Entwurf kann sich noch ändern.

Gleichzeitig sucht die Kommission nach neuen Quellen für Gas, insbesondere für Flüssiggas (LNG), das mit Tankern übers Meer geliefert werden kann. Dafür laufen laut dem Entwurf etwa Gespräche mit den großen LNG-Käufern Japan, Südkorea, China und Indien, um Lieferungen nach Europa umzuleiten. LNG-Importe sind im Januar nach offiziellen Angaben bereits angestiegen auf 10 Milliarden Kubikmeter - ein Rekord, was monatliche Lieferungen für die EU angeht.

"Pakt für Erneuerbare Energien" geplant

Darüber hinaus plant die EU-Kommission einen "Pakt für erneuerbare Energien", um die Gasnutzung zu reduzieren und den Ausbau von Solarenergie, Wind- und Wasserkraft anzukurbeln. Genehmigungsverfahren für Ökostromprojekte sollen laut dem Entwurf beschleunigt und neue Investoren angelockt werden. Regierungen sollen zudem Gebiete auf Land und See identifizieren, die besonders für den Ausbau erneuerbarer Energien geeignet wären, und Gelder aus dem CO2-Emissionshandel in solche Projekte stecken. Auch Maßnahmen zur Energieeffizienz sollen laut dem Entwurf stärker gefördert werden. Bis 2030 sollten zudem jährlich rund 35 Milliarden Kubikmeter Biogas in der EU produziert werden.

Auch wenn russisches Gas weiterhin fließt, werden die Energiepreise in diesem Jahr voraussichtlich hoch bleiben, schätzt die Kommission. Daher will sie sich laut dem Entwurf das Design des Strommarktes genauer anschauen und mögliches wettbewerbswidriges Verhalten an den Märkten analysieren - etwa von Seiten des russischen Lieferanten Gazprom . Zudem ruft sie die EU-Länder auf, Verbraucher und Unternehmen vor hohen Preisen zu schützen - unter anderem durch eine ausnahmsweise Regulierung der Preise oder gezielte finanzielle Unterstützung.

Gazprom (WKN: 903276)

Ørsted will nicht mehr

Der dänische Energieversorger Ørsted kommt aus seinem aktuellen Gasabnahmevertrag mit dem russischen Staatskonzern Gazprom nicht heraus, will ihn aber über das Enddatum 2030 hinaus nicht verlängern. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, ist es 2006 einen langfristigen, im Jahr 2030 auslaufenden Vertrag mit Gazprom Export eingegangen. "Der Vertrag kann zu diesem Zeitpunkt nicht gekündigt werden. Der Vertrag wird nicht verlängert", hieß es dazu in einer Konzernmitteilung. Bis dahin werde man die vertraglich vereinbarte Mindestmenge an Erdgas abnehmen.

Ørsted verurteile Russlands Angriff auf die Ukraine und habe bereits mehrere Schritte ergriffen, um die Zusammenarbeit mit russischen Unternehmen zu stoppen, betonte das Unternehmen. Jeglicher möglicher Nettogewinn in Verbindung mit dem Gazprom-Vertrag soll an humanitäre Hilfe in der Ukraine fließen, sofern diesem Schritt auf der Hauptversammlung des Konzerns im April zugestimmt wird.

Ørsted hat sich auf die eigenen Fahnen geschrieben, grüne Energie zu liefern. Das im dänischen Fredericia ansässige Unternehmen ist vor allem bei der Offshore-Windenergie weltweiter Vorreiter. Gas zählt nach Konzernangaben nicht mehr zu Ørsteds Kerngeschäften.

Der wirtschaftliche Schaden des schrecklichen Kriegs dürfte für Gazprom nachhaltig sein. Denn immer mehr Länder und Unternehmen scheinen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien nun Nägel mit Köpfen zu machen. Die ADRs des weltgrößten Erdgasproduzenten sind indes weiterhin nicht handelbar.

Mit Material von dpa-AFX

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