Russlands Präsident Wladimir Putin hat vor internationalem Publikum angesichts der Gaskrise in Europa für eine rasche Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream 2 geworben. Die Lieferungen über diesen Weg würden zu einer Entspannung auf dem aufgeheizten Gasmarkt und zu einer Senkung der Preise führen, sagte Putin am Mittwoch in Moskau auf der Russischen Energiewoche.
Nord Stream 2 ist zwar fertiggestellt, die Betriebsgenehmigung von den deutschen Behörden steht aber aus. Putin bedauerte, dass die "administrativen Barrieren" bisher nicht überwunden seien. Der Kremlchef wies eine Verantwortung der Energiegroßmacht für die hohen Preise einmal mehr entscheiden zurück, bot aber Hilfe an. Schon jetzt liege Russland mit seinen Gaslieferungen um zehn Prozent über den vertraglich vereinbarten Mengen. "Wir sind bereit, die Lieferungen weiter zu erhöhen." Allerdings brauche es dafür konkrete Anfragen. Zugleich wies er erneut Vorwürfe zurück, Russland benutze seine Marktmacht, um die Preise in die Höhe zu treiben und Gas als "politische Waffe" zu benutzen. "Das ist totaler Blödsinn." Putin sagte: "Wir liefern so viel, wie angefragt wird."
"Nord Stream 2 ist die Lösung"
Der Kremlchef warf vielmehr noch einmal den Verantwortlichen in der EU Fehler vor. So sei es versäumt worden, nach dem kalten Winter im Sommer die Gasspeicher rechtzeitig wieder aufzufüllen. Die aktuelle Krise auf dem Gasmarkt mit hohen Preisen sei wegen eines Mangels an Elektroenergie in der EU entstanden, sagte Putin. Er verwies auf den wetterbedingten Wegfall von Energie aus Windkraftanlagen. Gas wird massenhaft verstromt, um Elektroenergie zu gewinnen. Deshalb sei der Bedarf an Gas zusätzlich gewachsen.
Der russische Energieriese Gazprom erhöhte nach Darstellung des Präsidenten auch den Transit über die Ukraine nach Europa um zehn Prozent. Über diesen Weg sei keine weitere Erhöhung der Liefermengen möglich, weil die Gasdurchleitungssysteme in der Ex-Sowjetrepublik marode und seit Jahrzehnten nicht saniert worden seien. Sie drohten, durch eine stärkere Nutzung auszufallen, sagte er. Auf dem Podium der Energiewoche machte der Kremlchef mehrfach deutlich, dass Nord Stream 2 die Lösung sei. Er sagte, der Transportweg von den Gasfeldern in Russland zum Verbraucher in der EU sei um 2000 Kilometer kürzer als über die Ukraine - und damit kostengünstiger.
Die Gazprom-Aktie wird immer ein Spielball der Politik bleiben. Auch deshalb sollten weiterhin nur mutige Anleger bei den günstig bewerteten Anteilen des Weltmarktführers zugreifen (Stopp: 6,50 Euro).
Mit Material von dpa-AFX