Nach den Zahlen ging die Aktie von Gamestop aus einem einfachen Grund auf Talfahrt: Amazon hat dem Videospiele-Händler erneut das Quartal versalzen. Die zunehmende Konkurrenz durch den Onlinehandel ist nur eines von vielen Problemen bei Gamestop. Aus diesem Grund sollten Anleger den Konzern trotzdem im Auge behalten.
Die Zahlen schockierten Anleger und Analysten gleichermaßen: Der Umsatz von Gamestop fiel gegenüber dem Vorjahr um mehr als elf Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar. Noch schlimmer waren die Gewinneinbußen: Hier schlug ein Minus von 75 Prozent zu Buche. An der Börse stürzte die Aktie daraufhin um mehr als 30 Prozent ab.
Probleme ohne Ende
Das Hauptproblem des Videospiele-Händlers ist weiterhin der starke Preisdruck durch den Onlineriesen Amazon. Zum Vergleich: Während eine Playstation 4 mit 500 GB Festplatte mit einem Controller bei Gamestop neu derzeit 299,99 Euro kostet, bekommt der Kunde beim Konkurrenten Amazon für den gleichen Betrag einen zweiten Controller standardmäßig dazu.
Während neben Amazon auch andere Elektronikfachgeschäfte die Preise für den Standardcontroller inzwischen stark reduziert haben, verlangt Gamestop in seinem Online-Shop nach wie vor den Vollpreis von 59,99 Euro. Unter dem Strich kostet die gleiche Konsole mit zwei Controllern (ohne Angebots- oder Sonderaktionen) bei Gamestop somit rund 20 Prozent mehr als bei Amazon.
Gamer warten auf neue Konsolen
Neben der Tatsache, dass viele Videospieler Gamestop als „zu teuer“ einstufen und deshalb gezielt auf günstigeren Portalen einkaufen, bereitet dem Händler auch die rückläufige Nachfrage der PlayStation- und Xbox-Konsolen große Schwierigkeiten. Im ersten Quartal sanken die Umsätze mit neuen Konsolen um rund 35 Prozent. Zwar stiegen die Verkaufszahlen der Nintendo Switch, allerdings konnte dies den Rückgang der Xbox- und Playstation-Verkäufe nicht vollständig auffangen.
Keine neuen Spielehits
Zusätzlich zu einem schwachen Hardwaregeschäft enttäuschte auch die Entwicklung der Spiele-Verkäufe. Im Vergleich zum Vorjahr kamen weniger Verkaufsschlager neu auf den Markt. Aus diesem Grund sanken die Umsätze im Softwaresegment um 4,3 Prozent auf 446,4 Millionen Dollar.
Schwaches Gebrauchtwaren-Geschäft
Auch das Geschäft mit gebrauchten Spielen und Konsolen entwickelte sich zuletzt unterdurchschnittlich. Aufgrund der Marktsättigung bei Konsolen und Videospielen fielen die Umsatzerlöse bei Gamestop um 20 Prozent auf 395 Millionen Dollar.
Weiterer Schock
Zusätzlich zu den katastrophalen Zahlen schockierte Gamestop die Anleger mit der Ankündigung die Dividendenzahlung von 1,52 Dollar je Aktie mit sofortiger Wirkung einzustellen. Für Anleger bedeutet dies, dass es vorerst keine Dividende mehr gibt.
Ausblick verhalten
Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit einem Umsatzrückgang von fünf bis zehn Prozent, zudem sollen rund 100 bis 110 Millionen Dollar in den Konzernumbau investiert werden. Unter dem Strich strebt Gamestop eine Verbesserung des Betriebsergebnisses um 100 Millionen Dollar an.
Kleiner Lichtblick
Trotz der vielen Enttäuschung lieferten die Zahlen auch einen kleinen Hoffnungsschimmer: Die Umsätze der Merchandise-Artikel konnten um rund zehn Prozent auf 157 Millionen Dollar zulegen. Zudem startete Gamestop vor Kurzem ein neues Aktienrückkaufprogramm. Insgesamt will der Konzern zwölf Millionen eigene Aktien zu einem Preis von 5,20 Dollar bis maximal 6,00 Dollar je Aktie erwerben.
Durch den Ausbau des Merchandising-Geschäfts und einen Konzernumbau will die Spielekette zukünftig wieder profitabler werden. Ob dies gelingt steht derzeit allerdings noch in den Sternen.
Nur für Mutige
Nach dem starken Kursrücksetzer konnte die Gamestop-Aktie inzwischen wieder etwas Boden gut machen. Aufgrund der vielen Probleme bleibt die Aktie jedoch vorerst nur etwas für mutige Anleger, die auf den Turnaround spekulieren möchten. Konservative Anleger sollten nach besseren Alternativen Ausschau halten, die Entwicklung des Konzernumbaus jedoch im Auge behalten.