Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport rutschte im ersten Quartal in die roten Zahlen. Das war allerdings abzusehen, denn quasi ohne Flugverkehr und Passagiere kann das Unternehmen kaum Geld verdienen. Folgerichtig rauschen Umsatz und Gewinn in den Keller.
Nach den ersten drei Monaten des Jahres stand bei dem MDAX-Konzern unter dem Strich ein Minus von 29 Millionen Euro – der erste Verlust seit dem Börsengang im Jahr 2001. In den ersten drei Monaten 2019 hatte Fraport noch einen Gewinn von 30,5 Millionen Euro erzielt. Der Umsatz brach im Jahresvergleich um knapp 18 Prozent auf 661 Millionen Euro ein, nachdem der Flugverkehr im Verlauf des März weitgehend zusammengebrochen war. Mit Ausnahme der Beteiligung in Lima (Peru) lieferten auch alle internationalen Beteiligungen einen negativen Ergebnisbeitrag.
"Größte Krise der weltweiten Luftfahrt"
Die derzeitige Lage sei die "größte Krise der weltweiten Luftfahrt", erklärt CEO Dr. Stefan Schulte. Trotz der frühzeitigen Kostensenkungen hinterlasse die aktuelle Situation so tiefe Spuren, dass eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr derzeit nicht möglich sei. "Wir wissen nicht, wie lange die Reiseeinschränkungen noch andauern, und wie stark die weltweite Wirtschaft einbrechen wird. Sicher ist: Die Luftfahrt wird danach eine andere sein. Hierauf bereiten wir unseren Flughafen und unser Unternehmen vor", so Schulte.
Umfassende Maßnahmen zur Kostensenkung
Um die Folgen der Pandemie abzufedern reagierte Fraport schnell. Mehr als 18.000 der rund 22.000 Fraport-Beschäftigten am Standort Frankfurt sind derzeit in Kurzarbeit. Durchschnittlich wurde die Arbeitszeit über die gesamte Belegschaft im April und Mai um rund 60 Prozent reduziert. Zudem wurden die Landebahn Nordwest sowie die Startbahn West temporär außer Betrieb genommen. Die Passagierabfertigung wurde auf Terminal 1 Halle A und B konzentriert, Terminal 2 wird bis auf weiteres nicht mehr für Passagierabfertigung genutzt.
Investitionsprojekte in Gefahr?
Langfristig bleibt Fraport für die Entwicklung des Luftverkehrs positiv eingestellt und hält an den langfristigen Ausbauprojekten fest. Dazu zählen insbesondere der Bau von Terminal 3 in Frankfurt sowie die Erweiterungen in Griechenland sowie Brasilien. Allerdings die Verfügbarkeit von Dienstleistern und Subunternehmen eingeschränkt, so dass es zu zeitlichen Streckungen einzelner Baumaßnahmen wie beim Terminal 3 kommen wird. In Lima wurden die Bauarbeiten im Zusammenhang mit der vorübergehenden Schließung des Flughafens zunächst gestoppt, auch hier wird es entsprechend zu Verzögerungen kommen. Das positive daran ist, dass sich dadurch der Mittelabfluss im laufenden Geschäftsjahr außerplanmäßig verringert.
Liquiditätsreserven aufgestockt
Fraport hat im ersten Quartal des Jahres knapp 900 Millionen Euro an zusätzlichen Krediten aufgenommen und verfügt zum Stichtag 31. März 2020 über mehr als 2,2 Milliarden Euro an liquiden Mitteln und zugesicherten Kreditlinien. Weitere Finanzmittel von über 300 Millionen Euro wurden seit dem Bilanzstichtag gesichert. Damit kann das Unternehmen die aktuelle Situation auch über viele Monate durchstehen.
Die Aktie zeigt sich nach Bekanntgabe der Zahlen volatil – erst kletterte der Wert um drei Prozent nach oben, drehte im Anschluss jedoch wieder deutlich ins Minus. Das starke Finanzpolster macht Hoffnung, dass Fraport die Krise überstehen wird. Anders als andere Unternehmen aus der Flug- und Touristikbranche schlagen die Fixkosten nicht zu stark ins Gewicht. Zudem ist der Flughafenbetreiber keinem großen Wettbewerb ausgesetzt. Ist die Krise vorbei, kann sich Fraport schnell dem Tagesgeschäft widmen ohne dabei den Verlust größerer Marktanteile zu befürchten. Die Aktie gehört auf die Watchlist.
(Mit Material von dpa-AFX)