Angesichts der aktuellen Zahlen der US-Regionalbank First Republic hatte DER AKTIONÄR gestern nach Handelsschluss getitelt: „First Republic mit 40-Prozent-Rückgang“. Das war auf die Einlagen der Bank im abgelaufenen Quartal bezogen. Der Kurs war nachbörslich “nur“ um die 20 Prozent im Minus. Im regulären US-Handel geht es heute aber tatsächlich 40 Prozent abwärts.
Eine Kundenbasis, die bei einer Bank 40 Prozent Kapital innerhalb weniger Wochen abzieht, ist der Stoff, aus dem (potenzielle) Bank-Pleiten gemacht sind. Bei der First Republic wären es sogar mehr als 50 Prozent gewesen, wenn größere Banken nicht unterstützend mit 30 Milliarden Dollar eingegriffen hätten. Auf diese Nachrichten reagiert der Markt geschockt. Im Vorfeld hatten Analysten einen deutlich geringeren Abfluss prognostiziert. Andererseits stellt sich schon die Frage: Kommt das wirklich so überraschend? Wer lässt denn sein Geld bei einer Bank, wenn gemunkelt wird, dass es die nächste SVB sein könnte?
Für zusätzliche Verunsicherung dürfte allerdings gesorgt haben, dass die First-Republic-Führung während der Telefonkonferenz nach den Zahlen keine Fragen von Analysten angenommen hat. Ein völlig unübliches Vorgehen. Zahlreiche Analysten haben inzwischen die Bewertung der Aktie ausgesetzt.
Unterdessen wird gemunkelt, First Republic erwäge den Verkauf von Vermögenswerten im Wert von 100 Milliarden Dollar. Wobei sich unter anderem die Frage stellt, was dann überhaupt noch von der Bank übrig bleiben würde.
Eines der Probleme von First Republic: Die Bank hat zahlreiche Kredite zu historisch niedrigen Zinssätzen für Einfamilienhäuser vergeben, muss aber inzwischen selber höhere Zinssätze für Einlagen zahlen. Wenn die Bank die fraglichen Kredite verkaufen will, könnte sie das normalerweise nur mit Verlusten tun – es sei denn, es finden sich einmal mehr Akteure, die unterstützend eingreifen. Richtig gefährlich könnte es werden, falls immer mehr Banken auf diese Art gerettet werden müssten.
Im Fall von First Republic gilt: Die Aktie ist ein Hochrisiko-Zock, den sich kein Anleger antun muss. Neben First Republic haben auch Aussagen von UPS heute den Markt insgesamt belastet. Charttechnisch ist bei den großen Indizes aber noch nichts angebrannt (siehe auch weiterführende Beiträge am Artikel-Ende).