Der österreichische Sensorspezialist AMS hat seine Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme des angeschlagenen Münchner Lichtkonzerns Osram abgeschlossen. Dabei fließen dem Unternehmen wie geplant Bruttoerlöse in Höhe von rund 1,65 Milliarden Euro zu, teilte AMS am Mittwochmorgen in Premstätten in der Steiermark mit. Allerdings konnten nur 70 Prozent der in der Kapitalerhöhung angebotenen Aktien bei Investoren platziert werden. Die anderen Aktien werden nun von den die Transaktion begleitenden Investmentbanken übernommen und über den Markt angeboten. Die neuen Aktien sollen ab dem 3. April an der Schweizer Börse Six gehandelt werden. Dort ist AMS gelistet.
Anleger reagierten mit großer Skepsis. Als einer der größten Verlierer im MDAX knickten die Osram-Aktien zeitweise um rund neun Prozent ein und fielen unter die 30-Euro-Marke – und damit fast 28 Prozent unter das AMS-Angebot von 41 Euro. Im laufenden Jahr haben die Anteilsscheine infolge der grassierenden Panik an den Märkten ohnehin bereits rund ein Drittel eingebüßt. In den zurückliegenden drei Jahren beläuft sich das Minus sogar auf fast die Hälfte. Für die AMS-Papiere ging es um fast elf Prozent abwärts.
Die Kapitalerhöhung ist ein wichtiger Baustein für die Österreicher, mit dem sie einen Teil des Kaufpreises für die auf Pump finanzierte Osram-Übernahme stemmen wollen. Unter Experten waren wegen des Corona-Crashs bereits Zweifel aufgekommen, ob AMS die Kapitalerhöhung erfolgreich abschließen könne.
Analyst Janardan Menon vom Investmenthaus Liberum bleibt auch nach der gesicherten Finanzierung skeptisch. Die sich verschärfende Schwäche der Automärkte wegen der Corona-Krise und die Belastungen für die Profitabilität und den freien Mittelzufluss von Osram stimmten ihn nun noch vorsichtiger.
AMS-Chef Alexander Everke hatte in den vergangenen Wochen aber stets betont, dass er trotz der momentanen Turbulenzen an den Finanzmärkten davon ausgehe, die Osram-Übernahme im zweiten Quartal abschließen zu können, sofern alle Genehmigungen seitens der Behörden vorliegen. Er will einen europäischen Weltmarktführer für Sensorik und Photonik schmieden und verwies immer wieder auf die strategische Logik. Insgesamt kostet der Deal 4,6 Milliarden Euro.
Die Aktie von Osram konnte sich im Tagesverlauf etwas erholen, notiert aber weiter deutlich unter dem bislang angebotenen Preis des österreichischen Chip- und Sensorenherstellers von 41 Euro je Osram-Aktie. Angesichts der derzeitigen enormen Unsicherheiten am Markt drängt sich ein Einstieg bei Osram weiter nicht auf. Am Markt gibt es derzeit bessere Chancen.
(Mit Material von dpa-AFX)