Bei der Aktie von Evotec geht es auch am Freitag mit den kräftigen Kursausschlägen weiter. Am Nachmittag verliert das Papier mehr als acht Prozent auf 33,89 Euro. Am Mittwoch schnellte die Aktie bis auf 43 Euro nach oben und damit so hoch wie seit Anfang des Jahrtausends nicht mehr. Evotec steht im Spannungsfeld zwischen Leerverkäufern und Anlegern, die gegen jene auf steigende Kurse setzen. Der zwischenzeitlich auch bei Gamestop aktive, und in arge Bedrängnis geratene Hedgefonds Melvin Capital, mischt auch bei den Hamburgern mit.
Bis vor Kurzem hatte Melvin Capital 6,2 Prozent der Aktien von Evotec netto leerverkauft. Zuletzt wurde der Bestand auf 5,2 Prozent reduziert. Noch immer ist der Anteil aber relativ hoch. Zwei weitere Leerverkäufer verabschiedeten sich sogar vollständig.
Zuletzt hatte Evotec mehrere positive News vermelden können. Über seine US-Tochter hat der Konzern beispielsweise einen wichtigen Millionen-Auftrag zur Herstellung von Antikörpern gegen die Covid-19-Erkrankung durch das US-Verteidigungsministerium erhalten.
Für den Pharmaforscher Evotec, der für und in Kooperation mit anderen Unternehmen sowie auf eigene Faust arbeitet, ist die Auswahl zum bevorzugten Dienstleister der Behörde ein bedeutsamer Schritt. Die US-Tochter wird damit zu einem zunehmend wichtigen Baustein in der aktuellen Konzernstrategie. Evotec hatte das US-Unternehmen, das zuvor unter dem Namen Just Biotherapeutics firmierte, erst 2019 übernommen. Von der neu entstehenden Produktionsanlage für biotechnologisch hergestellte Arzneistoffe erhofft sich Konzernchef Werner Lanthaler einen deutlichen Schub für das Unternehmen in diesem Jahr, wie er bereits vor einigen Monaten in einem Interview mit dpa-AFX verdeutlicht hatte.
Der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte Lanthaler am Mittwoch, Evotec erwäge weitere dieser Anlagen zu errichten. Die Kosten für den Bau einer einzigen Anlage bezifferte er auf mehr als 100 Millionen Euro. Die Anlage in Redmond solle ab dem zweiten Halbjahr produzieren.
Das Analysehaus RBC senkte zuletzt zwar seine Einschätzung zur Evotec-Aktie auf „Sector Perform“ – dies aber aus kurzfristigen Gesichtspunkten. RBC glaubt aber, dass der Wert der Wirkstoff-Plattform ein Vielfaches der Marktkapitalisierung betragen könnte.
Mit dem jüngsten Rücksetzer ist die Aktie von Evotec wieder auf ihr „reguläres“ Niveau zurückgekehrt. Noch immer sind Leerverkäufer aber stark am Werk, weswegen weitere Short Squeezes nicht auszuschließen sind. DER AKTIONÄR bleibt für die Aktie aber rein aus fundamentaler Sicht langfristig ganz klar weiter optimistisch. Kurzfristig könnte sich das Papier jedoch erst einmal eine Verschnaufpause gönnen.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien oder Derivate, die in diesem Artikel besprochen / genannt werden, befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
Die Autorin hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Evotec.
(Mit Material von dpa-AFX)