Die Situation beim in Schieflage geratenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande bleibt spannend. Die Inhaber von Dollar-Anleihen des Unternehmens sind verunsichert, nachdem Evergrande keine Anzeichen für die Einhaltung einer Frist für die Zahlung eines Kupons gegeben hat. Die Aktie fiel in Hongkong um 17 Prozent.
Währenddessen fiel die 2022 fällige Evergrande-Anleihe in Höhe von 8,25 Prozent des Dollarkurses um 2,4 Cents auf 29,6 Cents pro Dollar. Am Vortag war sie so stark gestiegen wie seit 18 Monaten nicht mehr.
Die Situation bei Evergrande ist seit Monaten nicht rosig, zuletzt war die Lage eskaliert. Manche Anleger befürchten einen Zahlungsausfall des mit knapp 300 Milliarden Euro verschuldeten Immobilienkonzerns und einen Dominoeffekt.
Dem widerspricht Jennifer James, Portfolio-Managerin bei Janus Henderson. „Es ist unwahrscheinlich, dass Evergrande eine Finanzkrise auslösen wird.“ Dass die chinesische Regierung die Banken darüber informiert habe, dass das Unternehmen in dieser Woche keine Zinszahlungen vornehmen werde, sei ein Zeichen dafür, dass die Regierung Maßnahmen ergreife, um die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft einzudämmen.
Auch Europas Währungshüter halten die Auswirkungen der Krise von Evergrande für Europa derzeit für begrenzt. "Im Moment sehen wir das auf China konzentriert", sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem US-TV-Sender CNBC. "Für Europa kann ich sagen, dass es nur begrenzt direkt betroffen ist.“
DER AKTIONÄR hält einen Vergleich mit Lehman für nicht sinnvoll. Hauptgrund: Nach den bitterbösen Erfahrungen der Pleite von damals würde eine Regierung niemals wieder eine solche Katastrophe riskieren, solange es in ihrer Macht steht, sie zu verhindern. China hat diese Macht und wir Evergrande stützen. Derweil wird die Aktie Zockerball der Spekulanten bleiben.