Der schwer angeschlagene chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat am Donnerstag trotz anhaltender Ängste vor Zahlungsausfällen an Heimatbörse in Hongkong kräftig zugelegt. Grund für die Kursexplosion: eine Ankündigung vom Vortag, wonach sich der Konzern finanziell etwas Luft verschaffen konnte.
Evergrande hat sich eigenen Angaben zufolge mit Gläubigern über Zinszahlungen für eine im südchinesischen Shenzhen gehandelte Anleihe geeinigt habe, die am Donnerstag fällig wurden. Die Hongkonger Börse war am Mittwoch wegen eines Feiertags geschlossen. Die Kursreaktion kam demnach – im Vergleich zum Handel in Deutschland – verzögert.
Der chinesische Konzern hat Schulden von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar. Anleger befürchten einen Zahlungsausfall. Der Konzern muss Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihegläubiger fristgerecht zu bezahlen.
Zudem schuldet Evergrande Kleinanlegern, darunter vielen Mitarbeitern, mehrere Milliarden Dollar.
Wie chinesische Staatsmedien berichteten, versuchte Evergrande-Chef Xu Jiayin in einer Sondersitzung am Mittwochabend erneut Ängste zu zerstreuen. Es habe oberste Priorität, Kunden von Vermögensanlageprodukten auszuzahlen, so der Vorstandsvorsitzende.
Auch müsse alles dafür getan werden, den Bau von nicht fertiggestellten Wohnungen wieder aufzunehmen und die Interessen der Eigentümer zu schützen.
Ein wichtiger Aktionär von Evergrande kündigte an, nicht länger an seiner Beteiligung festhalten zu wollen. Die Chinese Estates Holdings gab bekannt, dass Anteile im Wert von 32 Millionen Dollar bereits verkauft worden seien. Später wolle man sich komplett von den Anteilen trennen.
Die Evergrande-Aktie beendete den Handel mit einem Plus von rund 17 Prozent auf 2,66 Honkong-Dollar. Zeitweise waren die Papiere sogar um über 30 Prozent gestiegen.
Evergrande hat Zeit gewonnen, an den grundlegenden Problemen des Unternehmens hat sich aber nichts geändert. Wahrscheinlich ist, dass China Evergrande unter die Arme greifen muss, denn ein Umkippen des hoch verschuldeten Konzerns kann sich das Land definitiv nicht leisten. In den kommenden Wochen sollte die Aktie Spielball der Zocker sein.
(Mit Material von dpa-AFX)