An diesem Wochenende starten die 1. Bundesliga und andere europäische Top-Ligen wieder. Aus Börsensicht stehen dabei natürlich die börsennotierten Clubs im Blickpunkt. DER AKTIONÄR hatte in den letzten Wochen bereits immer wieder über den BVB berichtet und nimmt im zweiteiligen Check nun auch andere Fußball-Aktien näher unter die Lupe (zu Teil 1).
Manchester United: Ein Trauerspiel
Nachdem Manchester United über Jahre hinweg sportlich nahezu dauerhaft enttäuschte, sorgt die bisher vielversprechende Vorbereitung unter dem neuen von Ajax gekommenen Coach Erik ten Hag durchaus für Hoffnung im Fanlager der Red Devils. Doch die Schlagzeilen bestimmt aktuell eher die Posse um den ehemaligen Weltfußballer Cristiano Ronaldo, der unbedingt zu einem Verein wechseln will, der sich anders als Manchester United für die Champions League qualifiziert hat.
Das Ausbleiben der üppigen Einnahmen aus der Königsklasse dürfte gepaart mit einem sündhaft teuren Kader dafür sorgen, dass der englische Rekordmeister auch dieses Jahr wie bereits in den Vorjahren tiefrote Zahlen schreiben wird. Die angesichts eines Umsatzes von zuletzt knapp 450 Millionen Dollar ohnehin recht üppig erscheinende Bewertung von aktuell 1,9 Milliarden Dollar dürfte daher deutlich zu hoch gegriffen sein. Anleger sollten die Aktie weiterhin meiden.
Juventus Turin: Der Lack ist ab
Ähnlich trist sieht es für die Aktie von Juventus Turin aus. Der ehemalige italienische Serienmeister erlebte zwei sportlich schwache Jahre. Und auch wirtschaftlich lief es alles andere als rund. Hinzu kamen Meldungen, dass womöglich Bilanzen manipuliert wurden – worauf die Börsianer traditionell und auch zurecht äußerst allergisch reagieren. Dennoch kommt der hoch verschuldete und stetig defizitäre Verein immer noch auf einen Börsenwert von 920 Millionen Euro - mehr als das Doppelte des nahezu schuldenfreien und in "Nicht-Corona-Jahren" meist profitablen BVB.
Lazio Rom: Die Fantasie fehlt
Lazio Rom wirtschaftet hingegen im Vergleich zu den beiden Weltclubs aus Turin und Manchester trotz zum Teil deutlich niedrigerer Einnahmen weitaus solider. Auch in schwierigen Phasen schrieb der Hauptstadtclub immer wieder schwarze Zahlen - eine wahre Rarität im italienischen Fußball. Allerdings fehlt bei Lazio einfach die Fantasie, was einen kräftigen Kursschub auslösen könnte. Die Römer haben seit Jahren Probleme, attraktive Sponsoren zu finden und auch der Zuschauerschnitt im riesigen Olympiastadion ist meist schwach. Teile der Fans sorgen immer wieder für schlechte Schlagzeilen.
Zudem steht mit Claudio Lotito immerhin immer noch ein Mann an der Spitze des Vereins, der den Club im Zuge von Spielmanipulationen fast in die Zweitklassigkeit beförderte und um den sich immer wieder teils wilde Geschichten ranken – Zitat der Fachzeitschrift 11 Freunde: "Einer dieser unkonventionellen, autoritären Patriarchen, die im italienischen Fußball seit jeher ihr Unwesen treiben und versuchen, Macht und Einfluss zu maximieren. Wenn den Calcio mal wieder ein Skandal heimsucht, dann ist Lotito mit hoher Wahrscheinlichkeit mitbeteiligt." Dies kommt aber wiederum bei institutionellen Investoren alles andere als gut an.
Darüber hinaus ist das Team zwar durchaus wieder in der Lage, bei der Vergabe der Champions-League-Plätze mitzureden, allerdings relativ alt. Spannende Talente fehlen – anders als etwa den beiden Branchenfavoriten BVB und Ajax Amsterdam - fast komplett in der Stammelf von Coach Maurizio Sarri. Kurzum: Für einen Kauf der Lazio-Aktie fehlt es einfach an Fantasie.
AS Rom: Das große Comeback?
In den vergangenen Jahren hatte im Vergleich der beiden Stadtrivalen Lazio gegenüber dem AS Rom meist die Nase vorne. Doch AS Rom konnte zuletzt mehrfach positive Schlagzeilen schreiben. So gelang im Vorjahr den damals noch neuen Eigentümern, der Familie Friedkin aus den USA, die Verpflichtung von Star-Coach José Mourinho. In der Liga verbesserte sich der Club im Vergleich zur Saison 2020/21 zwar zunächst nur um einen Rang auf Platz 6, doch der Erfolg in der neu gegründeten European Conference League sorgte für ein Ausrufezeichen und für großen Jubel im "roten Teil" der Stadt.
Auch der Coup, den argentinischen Star-Stürmer Paulo Dybala ablösefrei von Juventus Turin zu verpflichten, wurde euphorisch bejubelt. Zusammen mit weiteren cleveren Transfers wie etwa dem des Defensiv-Strategen Nemanja Matic dürfte Mourinhos Team in dieser Saison eine ernsthafte Rolle beim Kampf um die ersten vier Plätze, die zur Teilnahme an der Champions League berechtigen, spielen.
Die Aktie lief zuletzt richtig stark. Dies lag auch – wieder einmal – an den Gerüchten, wonach die Friedkins die Aktie durch ein lukratives Angebot zur Komplettübernahme von der Börse nehmen könnten. Die Bilanz von AS Rom ist schwach, das Eigenkapital sogar negativ (!), das Risiko also hoch - dennoch steigen die Chancen auf ein nachhaltiges sportliches Comeback des Hauptstadtvereins stetig weiter. Gepaart mit der Fantasie durch die Friedkins wird aus der AS-Rom-Aktie eine heiße Wette für Mutige.
Machester United und Juventus Turin wirtschaften kaum profitabel und sind schlicht und einfach enorm hoch bewertet. Lazio Rom wirtschaftet zwar solide, verfügt aber angesichts einer recht alten Mannschaft und struktureller Probleme nur über wenig Fantasie. Das heißeste Eisen unter den vier vorgestellten Aktien ist der AS Rom. Hier können Mutige zugreifen (Stopp: 0,34 Euro). Die beiden Favoriten unter den börsennotierten Fußball-Clubs bleiben Borussia Dortmund und Ajax Amsterdam (siehe Teil 1).