Die E.on-Aktie gibt im frühen Handel nach. Denn angesichts eines schwächeren Zinsergebnisses hat der Energieversorger im zweiten Quartal deutlich weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Auf die Aktionäre entfielen in den drei Monaten bis Ende Juni 1,16 Milliarden Euro Gewinn und damit 19 Prozent weniger.
Dabei konnten die gestiegenen Zinserträge auf Geldanlagen den positiven Vorjahreseffekt nicht ausgleichen, als der Konzern Rückstellungen aufgelöst hatte. Im Tagesgeschäft lief es aber, wie bereits bekannt, deutlich besser als vergangenes Jahr und auch die geplanten Investitionen nehmen Fahrt auf. Der Konzern hatte Ende Juli bereits vorläufige Halbjahreszahlen vorgelegt, diese wurden nun ebenso bestätigt wie die vor zwei Wochen nach oben geschraubte Jahresprognose. Zu den höheren Zielen zählt auch eine größere Investitionssumme: 2023 will 5,8 Milliarden Euro in die Hand nehmen und damit eine Milliarde mehr als zuvor avisiert. Im ersten Quartal wurde bereits eine Milliarde Euro investiert, nach sechs Monaten nun 2,4 Milliarden Euro und damit über ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum.
Nach Einschätzung des Finanzvorstands Marc Spieker dürfte E.on von der Energiewende profitieren. "Wir schauen auf mindestens ein Wachstumsjahrzehnt", sagte der Manager der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. In diesem Zeitraum müsse der Ausbau der Energieinfrastruktur massiv beschleunigt werden. Spieker berichtete im Gespräch von ermutigenden Signalen internationaler Investoren, sieht für eine attraktive Verzinsung aber die Regulatoren in der Pflicht.
Im März hatte Eon angekündigt, bis 2027 rund 33 Milliarden Euro in die Hand nehmen zu wollen. "Dazu stehen wir ungebrochen", sagte Spieker. Ob Eon seine Gesamtinvestitionen noch erhöht, ließ er offen. Mit 70 bis 80 Prozent geht laut dem Manager der Großteil der Investitionen in den Netzausbau. Eon betreibt in Deutschland nach eigenen Angaben mehr als 800 000 Kilometer Strom- und Gasnetze und damit einen Großteil der deutschen Verteilernetze.
Spieker verwies auch auf die von der Bundesnetzagentur im Juni vorgeschlagene Erhöhung der Eigenkapitalverzinsung für Neuinvestitionen von aktuell rund fünf auf rund sieben Prozent. "Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber selbst die sieben Prozent für Neuanlagen reichen noch nicht", sagte Spieker. Bis Ende August noch können sich etwa Netzbetreiber und Verbände dazu äußern. Die endgültige Festlegung soll am Jahresende erfolgen.
Es gibt natürlich eine Vielzahl an spannenderen Aktien als E.on. Allerdings ist der Versorger gerade für eher risikoscheue Anleger ein durchaus attraktives Investment. Zudem lockt eine attraktive Dividendenrendite von knapp fünf Prozent. Der Stoppkurs kann unverändert bei 9,50 Euro belassen werden.
Mit Material von dpa-AFX