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22.07.2015 Florian Söllner

Die Autofabrik der Zukunft (Der Aktionär T.T. Spekulativ - 2915)

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Fords legendäres Model T gab es in genau einer Farbe – schwarz. Auch in der ersten Schwacke-Liste 1957 tauchten bei Neuwagen nur eine Handvoll Sonderausstattungen auf. Diese übersichtlichen, einfachen Zeiten sind vorbei. Wer heute einen VW oder BMW kauft, kann aus Hunderten Optionen wählen – es gibt Millionen Varianten. Was den Kunden freut, bereitet in der Fabrik Kopfzerbrechen. Das klassische Fließband funktioniert nicht mehr. Kein Auto hat die gleichen Produktionsabläufe und muss in verschiedenen Intervallen in die Lackierung, zur Installation der Soundanlage oder zum Einbau des Zedernholz-Interieurs. Bei täglich mehreren Tausend produzierten Autos pro Werk behält kein Mensch den Überblick – Software der PSI AG jedoch schon. Die Berliner berechnen etwa, wann Autos am besten an welche Fertigungsmaschinen geführt werden – und sparen Automobilherstellern damit viel Geld und Zeit in der Produktion.

Fabrik-Revolution
Künftig geht es noch einen großen Schritt weiter. Die Industrie 4.0 hält Einzug. Der Reifen oder die Stoßstange bekommen Mini-Chips eingebaut und kommunizieren über das Internet mit Maschinen, der Produktionssteuerung und anderen Fertigungsteilen – und entscheiden selbst, welchen Weg sie nehmen. Die Werkstücke lassen sich dabei per selbst fahrende Fahrzeuge durch die Fabriken rollen und agieren wie ein intelligenter Schwarm. Das alte Fließband wird endgültig durch Fertigungsinseln ersetzt. PSI ist auf diese Revolution vorbereitet und nimmt mit Partnern wie VW oder Continental an sieben Forschungsprojekten teil. PSI-Software deckt den Logistikprozess, das Ressourcenplanungssystem, aber auch die Fertigungssteuerung ab. Und das neben dem Autobau auch für die Aluminium- oder Stahlbranche. In Letzterer scheint die Talsohle endlich durchschritten, weswegen der jüngste operative Rückenwind bei PSI anhalten dürfte.

Auftragseingang steigt wieder
Nach schwierigen Jahren mit Gewinnwarnungen kletterte im ersten Quartal 2015 der Auftragseingang wieder um elf Prozent. Der operative Gewinn legte nur um vier Prozent auf 2,2 Millionen Euro zu. Doch die auf den ersten Blick geringere Dynamik ist unter anderem dem Umbau geschuldet: PSI setzt künftig verstärkt auf Standardprodukte und wiederkehrende Umsätze. Das stellt eine starke künftige Positionierung sicher, kostet aktuell jedoch Marge und Wachstum. Trotz des Umbaus nach dem Vorbild von SAP ist auch kurzfristig wieder mit stärkeren Zahlen zu rechnen. So sollen wichtige Auftragsvergaben aus Südasien anstehen. „In Asien läuft es deutlich besser. Das Geschäft gewinnt an Kraft“, so CEO Schrimpf.
Zudem investieren Energieversorger wie RWE wieder verstärkt in PSI-Software, um die durch die Energiewende hochkomplexen Stromnetze zu managen. In den Geschäftsbereich Energiemanagement fällt auch die Kontrolle von Pipelines. Die Nähe zu russischen Großkunden hatte vor Jahren bereits zu Übernahmespekulationen geführt.
Es bleibt dabei: Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis PSI geschluckt wird. Unter den von Schrimpf genannten Elektro-Ausrüstern versteht man Firmen wie General Electric, ABB, Schneider Electric oder Siemens. Das Software-Know-how weckt Begierden. Zumal sich die Gewinnsituation verbessert. 2016 dürfte der Überschuss um 30 Prozent zulegen und das KGV auf günstige 16 fallen. CEO Schrimpf bestätigte dem aktionär das Ziel, die EBIT-Marge jedes Jahr um einen Prozentpunkt zu steigern.

Talsohle durchschritten
PSI hat wieder Rückenwind. Viel Fantasie bereitet der Trend Industrie 4.0. Die Berliner sind zudem ein konkretes Übernahmeziel. Auch im Chart gibt es positive Signale. Um wie PSI Komplexes auf eine einfache Formel zu bringen, reicht ein knappes Fazit: Kaufen!

Günstiger Einstiegszeitpunkt

Nach Gewinnwarnungen ging es in den letzten Jahren nur seit- und abwärts mit der Aktie. Kurz ist das Papier sogar unter die 10-Euro-Marke getaucht. Doch nun besteht die realistische Chance auf einen doppelten Boden.

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