Obwohl die Corona-Pandemie in der öffentlichen Wahrnehmung auf dem Rückzug ist, werden die wirtschaftlichen Folgeschäden erst zeitverzögert zutage treten. Bei den Banken stehen nicht nur Kreditausfälle selbst im Fokus, sondern auch Stundungen von Darlehen. Wird das zum Problem für die Deutsche Bank?
Vom 01. April bis 30. Juni hatte die Bundesregierung Verbraucher bei Zahlungsverpflichtungen entlastet. Für Darlehensverträge, die vor dem 15. März geschlossen wurden, konnten von April bis Juni Zahlungen gestundet werden, wenn es zu Einkommenseinbußen wegen Corona kam.
Karl von Rohr, stellvertretender Vorstand der Deutschen Bank, hat sich im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zu der Thematik geäußert. „Wir haben bislang insgesamt etwa 70.000 Stundungsanträge von Privatkunden der Deutschen Bank und der Postbank erhalten.“ Dabei handle es sich um einen einstelligen Prozentsatz des gesamten Kreditportfolios. Die Zahl steige weiter, jedoch deutlich langsamer als noch im Frühjahr. Mittlerweile ist die Maßnahme der Regierung ausgelaufen.
Weiteres Einsparpotenzial wegen der der Coronakrise sieht von Rohr bei der Deutschen Bank indes nicht. „Wir halten an dem geplanten Kostenziel fest, werden uns aber anstrengen, noch schneller unsere Ziele zu erreichen." Auch erneuten Überlegungen zu einer Fusion mit der Commerzbank erteilte der eine Absage. „Wir haben uns vergangenes Jahr entschieden, von einem Zusammenschluss mit der Commerzbank abzusehen und stattdessen unsere eigenständige Strategie umzusetzen."
Bei Kreditstundungen kommt es zu Ausfällen für die Banken beim Zinseinkommen. Allerdings dürften sich die Beträgen bei der Deutschen Bank noch im Rahmen halten. Etliche staatliche Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld oder Zuschüsse haben verhindert, dass es zu noch größeren Ausfällen gekommen ist. Wie viele Kunden am Ende ihre Kredit gar nicht mehr zahlen konnten, wird sich erst mit den Quoten zum dritten Quartal zeigen. Am 29. Juli veröffentlicht der Konzern die neueste Zwischenbilanz.
Die Aktie strebt im positiven Gesamtmarkt vorbörslich weiter nach oben und dürfte heute die Marke von neun Euro knacken. Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp bei 6,80 Euro.