Die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank legen am Donnerstag kräftig zu und gehören zu den größten Gewinnern in DAX beziehungsweise MDAX. Rückenwind liefern dabei auch die Äußerungen von EZB-Chefin Christine Lagarde bei der heutigen EZB-Sitzung.
Wie erwartet hält die Europäische Zentralbank (EZB) auch unter der neuen Präsidentin an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Der EZB-Rat beließ am Donnerstag den Leitzins im Euroraum unverändert auf dem Rekordtief von null Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte.
Banken müssen weiter Negativzinsen von 0,5 Prozent zahlen, wenn sie Gelder bei der Zentralbank parken. Zudem steckt die EZB seit November monatlich 20 Milliarden Euro in den Erwerb von Anleihen – und will diese Praxis „so lange wie nötig“ beibehalten.
Insgesamt äußerte sich Lagarde jedoch weniger pessimistisch für die zukünftige Konjunkturentwicklung im Euroraum: Es gebe einige Anzeichen einer wirtschaftlichen Stabilisierung. Zwar seien die Wachstumsaussichten noch abwärts gerichtet, allerdings etwas weniger stark als zuletzt.
Strategie soll auf den Prüfstand
Auch wenn sich an der lockeren Geldpolitik kurzfristig nicht ändern werde, seien der EZB deren Nebeneffekte durchaus bewusst, so Lagarde. Aus diesem Grund will die Zentralbank im Januar auch die seit Längerem geplante Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie auf den Weg bringen und noch vor Ende des kommenden Jahres abschließen.
Lagarde sagte, die Überprüfung werde ergebnisoffen und umfassend sein, es werde „jeder Stein umgedreht“. Auch Themen wie der Klimawandel oder Aspekte der Ungleichheit würden dabei berücksichtigt.
Bankenbranche reagiert positiv
Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), begrüßte die Entscheidung bei Twitter.
"Alle Kräfte werden gebraucht, um die unerwünschten Nebenwirkungen der derzeitigen #Negativzins-Phase schrittweise zu überwinden": Bankenverbands-Chef Christian Ossig kommentierte die erste Ratsitzung der neuen #EZB-Präsidentin Christine @Lagarde #ECB / https://t.co/wj4XVoYRzg pic.twitter.com/0lQ9UyFEGE
— Bankenverband (@bankenverband) December 12, 2019
Neben den Sparern leiden ganz besonders auch die Banken unter dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld. Die Aussicht auf eine Strategieprüfung der EZB kommt daher auch bei deren Anlegern gut an: Die Aktie der Deutschen Bank kann ihren Vorsprung am Nachmittag auf rund 3,5 Prozent ausbauen, bei der Commerzbank sind es sogar bis zu fünf Prozent.
Kurz- und Mittelfristig dürfte sich an der Niedrigzinsmisere allerdings nichts ändern und bei den heimischen Banken auch weiterhin auf die Geschäftsentwicklung drücken. Hinzu kommt, dass beide Großbanken mitten in ambitionierten Restrukturierungen stecken, deren Erfolgsaussichten bislang kaum abzuschätzen sind. Deutsche Bank und Commerzbank stehen daher aktuell nur auf der Beobachtungsliste des AKTIONÄR.
Mit Material von dpa-AFX.