Das laufende Jahr war für Aktionäre der Commerzbank zum Vergessen. Aus der geplanten Fusion mit der Deutschen Bank im Frühjahr wurde nichts, stattdessen nahm der Gegenwind weiter zu. Deshalb sah sich CEO Martin Zielke im September genötigt, ein weiteres Restrukturierungsprogramm aufzulegen. Am Markt und bei den Analysten kam das aber nicht wirklich gut an. Die Übernahme der Comdirect läuft zudem nicht so, wie geplant. Die Perspektiven für 2020 bleiben ernüchternd.
Die Annahmefrist für das Erwerbsangebot der Commerzbank endete bereits vergangenen Freitag. Die Commerzbank konnte zusätzlich zu den 82,3 Prozent, die sie bereits vor dem Übernahmeversuch besaß, nur knapp 0,33 Prozent der verbleibenden Anteile einsammeln. Bereits im Vorfeld war klar, dass es schwierig werden würde die für einen Squeeze-out notwendige Grenze von 90 Prozent zu erreichen. Denn der aktivistische Hedgefondes Petrus Advisers machte frühzeitig Stimmung gegen die Übernahme und stockte seinen Anteil an der Comdirect zuletzt auf rund 7,5 Prozent auf.
Belastung für Umbau
Nachdem der Squeeze-out gescheitert ist, will die Commerzbank eine Zwangsverschmelzung der beiden Banken herbeiführen. Dafür müssen allerdings beide Hauptversammlungen zustimmen. Die Altaktionäre der Comdirect werden zudem mit Commerzbank-Aktien abgefunden. Das Tauschverhältnis müssen Gutachter bestimmen. Somit droht eine Verzögerung der Integration, was den Konzernumbau belasten könnte.
EZB bleibt im Fokus
Das Umfeld bleibt auch herausfordernd im kommenden Jahr. Optimistische Beobachter erwarten, dass die EZB die Zinsen nicht weiter senkt. Trotz der Einführung eines Staffelzinses für Einlagen bei der EZB bleibt der Druck für die Commerzbank dadurch aber hoch. Die Negativzinsen fressen sich durch die Bilanz und drücken auf die Margen. Andere Experten erwarten eine weitere Senkung der Zinsen, falls die Konjunktur weiter lahmt oder doch stärker einbricht.
Bisher hat die Commerzbank-Aktie in 2019 einen Verlust von mehr als zehn Prozent eingefahren. Anleger können das Jahr abhaken. 2020 muss es nicht so weitergehen, die Unsicherheit bleibt aber hoch. Entscheidend wird auch sein, wie die Bank mit ihrem neuen Umbauprogramm vorankommt. Die Zahlen zum ersten und zweiten Quartal sollten erste Hinweise geben können. DER AKTIONÄR rät vorerst nicht zu einem Engagement.