Die „Strategie 4.0“ von Commerzbank-Chef Martin Zielke soll nicht nur die Kosten des Konzerns drücken und die Rendite erhöhen. Auch das verstaubte Image will der Vorstand endlich ablegen. In der Digitalisierung soll die Zukunft liegen. Die Deutsche Bank will ebenfalls wendiger werden. Die neue Agenda macht nicht bei der Reintegration der Postbank in das Privatkundengeschäft der Mutter und dem Teilbörsengang der Tochterfirma Deutsche Asset Management halt. Beide Banken setzen zunehmend auf künstliche Intelligenz.
Die Roboter kommen
Gemeint ist damit nicht nur die Automatisierung von Tätigkeiten in der Verwaltung. Die Großbanken wollen auch bei der Anlageberatung angreifen. Möglich machen das Beratungs-Roboter, die als digitale Vermögensverwaltungs-Plattformen nach verschiedenen Kriterien für Kunden ein Portfolio zusammenstellen.
In Deutschland werden erst 0,4 Milliarden Euro durch Algorithmen verwaltet. Im Vergleich dazu haben die zwei größten Anbieter in den USA schon zehn Milliarden Euro eingesammelt.Die Beratungsfirma A.T. Kearney schätzt das gesamte Marktvolumen auf 500 Milliarden Euro. Umgekehrt bedeutet das enormes Aufholpotenzial für den deutschen Markt.
Die Commerzbank testet Roboter-Berater derzeit bei der Tochterfirma Comdirect. Komplett automatisiert soll der Prozess aber nicht ablaufen. Mitarbeiter seien immer noch in die Entscheidungen einbezogen.
Bei der Deutschen Bank wird der Start einer digitalen Vermögensverwaltung im Sommer schon der zweite Versuch: Bereits im vergangenen Jahr scheiterte das Konzept bei vermögenden Kunden an zu geringer Nachfrage. Laufen soll die Beratung über den hauseigenen Internetbroker Maxblue.
Commerzbank im Vorteil
Fintechs bieten das kostengünstige Investieren über Roboter schon länger an. Die deutschen Großbanken steigen somit verspätet in den Markt ein. Allerdings sollte aufgrund des geringen Volumens verwalteter Vermögen noch deutliches Potenzial bestehen. Leichter sollte es die Commerzbank haben, da Comdirect als Direktbank ohne Filialnetz seit jeher auf das Internet als Plattform setzt. Die Kunden dürften somit empfänglicher sein für neue digitale Angebote. Robo-Advising könnte ein wichtiger Baustein beim aktuellen Konzern-Umbau sein. Die Aktie der Commerzbank ist vor allem eine Wette auf steigende Zinsen. Wer hier investiert, sollte einen Stopp bei 7,00 Euro setzen. Das Kursziel liegt bei 12,50 Euro.
Die Deutsche Bank darf bei ihrem zweiten Versuch nicht patzen. Im Vordergrund sollte zudem die Reintegration der Postbank in die Konzernmutter stehen. Auch aufgrund eines erwarteten KGVs von 10 für das kommende Jahr glaubt DER AKTIONÄR aber an die Kehrtwende bei der Deutschen Bank und rät zum Kauf mit Ziel 25,00 Euro. Ein Stopp sollte bei 14,00 Euro platziert werden.