Die deutschen Großbanken veröffentlichen zwar erst in zwei bis drei Wochen ihre Zahlen zum abgelaufenen Quartal, doch die Abschlüsse der US-Konkurrenten gelten gemeinhin als erster Stimmungstest. Gestern machten in den USA JPMorgan, Citigroup und Wells Fargo den Anfang. Die Vergleichbarkeit der Zahlenwerke mit denen der deutschen Wettbewerber dürfte durch die Corona-Pandemie aber abgenommen haben.
Insgesamt legten die drei Banken 28,0 Milliarden Dollar zusätzlich für ausfallgefährdete Kredite zurück. Wells Fargo fuhr dabei den ersten Quartalsverlust seit der Finanzkrise ein. JPMorgan und Citigroup profitierten hingegen vom starken Handelsgeschäft. Trotz rückläufiger Überschüsse auf Konzernebene blieben beide Banken aber deutlich in der Gewinnzone.
Bisher zeigt dieses Quartal eines ganz deutlich: Die Kreditrisikovorsorge muss wegen der Corona-Pandemie drastisch hochgefahren werden, was die Gewinne schmälert oder ausradiert. Zeitgleich läuft das Handelsgeschäft wegen der wirtschaftlichen Unsicherheit so gut wie selten. Was heißt das nun für Deutsche Bank und Commerzbank?
Die Deutsche Bank hat sich im Rahmen ihres Umbaus weitgehend aus dem globalen Aktienhandel und dem Geschäft mit einigen Spezialkunden zurückgezogen. Im Anleihehandel war und ist die Bank aber immer noch stark. Das könnte im zweiten Quartal für eine Sonderkonjunktur gesorgt haben. Zudem hat die Bank immer wieder betont, die Risiken des Kreditgeschäfts im Griff zu haben. Der deutsche Staat hat seine Firmen und Bürger auch im internationalen Vergleich besonders umfangreich gestützt. Niedrigere Kreditausfälle als in anderen Ländern könnten die Folge sein.
Die Commerzbank hat kein nennenswertes Handelsgeschäft, aber ist hauptsächlich auch auf Deutschland fokussiert. Die Rückstellungen für Kreditausfälle dürften hier deutlich steigen, wahrscheinlich macht die Bank im zweiten Quartal einen Verlust. Die Kursfantasie rührt hier aber auch woanders her: Erstmals seit der Finanzkrise besteht die echte Chance auf einen Umbau. Pläne liegen schon in der Schublade, wie berichtet.
Anleger können bei der Commerzbank und der Deutschen Bank das Momentum nutzen. Beide Papiere sind nur etwas für mutige Anleger, da sie vor allem eine schnelle wirtschaftliche Erholung spielen.
DER AKTIONÄR hat bei der Commerzbank ein Kursziel von 7,00 Euro bei einem Stopp von 3,70 Euro gesetzt. Die Aktie schickt sich heute an die 200-Tage-Linie bei 4,63 Euro zu knacken. Ein nachhaltiger Ausbruch würde ein neues Kaufsignal generieren. Zugreifen können Anleger auch bei der Deutschen Bank, hier liegt der Stopp bei 6,80 Euro.
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
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