Die Corona-Pandemie trifft fast alle Branchen mit voller Wucht. Doch Unternehmen, die bereits vor der Krise kein tragfähiges Geschäftsmodell hatten, bangen nun um ihre Existenz. In der Bankenbranche ist es nicht anders. Im Fokus steht hier besonders die Deutsche Bank.
Erst im letzten Sommer hat der CEO Christian Sewing die Notbremse gezogen: Nach etlichen Jahren mit mehreren Milliarden Verlust und keiner Aussicht auf Besserung war schon länger klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Den Mut, endlich etwas zu ändern, hatte lange anscheinend niemand. Sewing hat einen Umbau eingeleitet, der bis 2022 dauern sollte. Das Ziel: Der Fokus zurück auf die Privat- und Unternehmenskunden vor allem in Deutschland und Europa. Die Abhängigkeit vom Investmentbanking sollte zudem deutlich reduziert werden und die Tochter DWS weiter als stabiler Ertragsbringer ausgebaut werden.
Diesmal keine Kapitalerhöhung...
Die Deutsche Bank wollte die Restrukturierung dieses Mal aus eigener Kraft schaffen. Es sollte nicht wieder – wie so oft seit der Finanzkrise – der Kapitalmarkt angezapft werden. Doch bereits vor der Corona-Krise waren die Prognosen für die kommenden Jahre teils sehr optimistisch, das Ziel für die harte Kernkapitalquote auf Kante genäht. Während des Umbaus soll sie jederzeit über 12,5 Prozent liegen. Ende 2019 betrug der Wert 13,6 Prozent.
Nur solide Kredite im Buch?
Bereits für das erste Quartal erwartet allerdings der Analystenkonsens nur noch 12,8 Prozent. Der Grund sind wohl vor allem Abschreibungen fauler Kredite. Andreas Meyer von Aramea Asset Management sagte zwar gegenüber Bloomberg, dass das Kreditbuch der Deutschen Bank nach seiner Ansicht gut diversifiziert und die Darlehensvergabe zuletzt nicht exzessiv gewesen sei. Und auch die Deutsche Bank gab an, sich auf Kreditnehmer mit hoher Bonität zu fokussieren.
Wenig Rücklagen für schlechte Zeiten
Viel schief gehen darf dabei aber nicht. Zwar sind die Ausfallraten von Krediten in der Eurozone in den letzten Jahren wegen der Niedrigzinsen auf immer tiefere Niveaus gesunken, weshalb die Banken immer weniger Rückstellungen gebildet haben. Mit einer Risikovorsorge im Kreditgeschäft gegenüber den Forderungen von nur 0,17 Prozent gehört die Deutsche Bank aber zu den fünf börsengehandelten Instituten in der Eurozone von 24, die am wenigsten vorgesorgt haben. Das sagen zumindest die Daten von Bloomberg.
Bankaktien werden in der Corona-Krise besonders volatil bleiben. Da eine tiefe Rezession wohl unabwendbar ist, wird es vor allem die Institute treffen, die schlecht vorbereitet sind und Altlasten mit sich herumschleppen. Bei der Deutschen Bank stehen kommenden Mittwoch, 29. April, Zahlen zum ersten Quartal an. Der Handel von Wertpapieren dürfte sehr gut gelaufen sein, das legen die Zahlen der US-Konkurrenten nahe. Allerdings haben sich die Deutschen hier schon vom Aktienhandel getrennt.
Interessant wird etwas anderes: Wieviel muss für faule Kredite zurückgelegt werden? Und wie fällt die Prognose aus? Eine schwarze Null lässt sich für 2020 nicht mehr halten. Viel deutet auf einen weiteren hohen Verlust hin, zumal die Rückstellungen für Krediteverluste deutlich aufgestockt werden müssen.
Allenfalls Zocker oder Daytrader sollten hier investieren, alle anderen halten die Füße still.