Die verunglückte IT-Integration der Postbank hat der Deutschen Bank in den vergangenen Monaten – mit Blick auf die Kostenseite – Kummer breitet. Zuletzt wurde bekannt, dass bei der Tochter Filialen dem Rotstift zum Opfer fallen sollen. Dafür will man auf digitaler Ebene mittel- bis langfristig deutlich besser werden.
Der Deutschen Bank fehle es nämlich laut Privatkundenvorstand Claudio de Sanctis an digitalen Angeboten, um die nach der Corona-Pandemie „beschleunigten Anforderungen“ zu erfüllen, wie Bloomberg mit Bezug auf einen Platow-Bericht ausführt. Deshalb müsse die Bank ihre IT-Infrastruktur modernisieren und mehr in Prozesse sowie den Kundenservice investieren, so das Vorstandsmitglied des Branchenprimus.
Hintergrund: Die Deutsche Bank hat rund 19 Millionen Kunden – davon werden 12 Millionen bei der Postbank betreut. Die größte deutsche Privatbank ist nach den Sparkassen und Genossenschaftsbanken hierzulande das größte Geldhaus. Das Problem: Bislang hat es der DAX-Konzern nicht geschafft, Synergien hinreichend zu heben. Klar: Im dritten Quartal war die Privatkundensparte zusammen mit dem Investmentbanking zwar der größte Ertragsbringer im Konzern, doch letztlich hat man das Potenzial noch lang nicht ausgeschöpft, wie auch ein Blick auf die Cost-Income-Ratio (CIR) zeigt. Die CIR liegt beim Branchenprimus bei über 70 Prozent (Q3/2023: 72,4 Prozent) - die Konkurrenz ist mit Werten zwischen 60 und 70 Prozent unterwegs.
Die Strategie, (Postbank-)Filialen zu schließen und dabei das digitale Angebot zu verbessern beziehungsweise weiter auszubauen, ist absolut richtig. Gut wäre, wenn die Deutsche Bank dabei aus dem jüngsten IT-Desaster (Stichwort: IT-Migration der Postbank) lernt und konstruktive Rückschlüsse daraus zieht: Beispiele anderer Banken zeigen, dass bei einer Umstellung auf mehr Online-Vertriebskanäle mehr Kosteneffizienz möglich ist. Kurzum: Die Aktie bleibt aussichtsreich – Mutige können nach dem jüngsten Überwinden des GD200 noch einsteigen.