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17.12.2019 ‧ Nicola Hahn

Deutsche Bank: Lob von der EZB – wird jetzt alles gut?

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Deutsche Bank

Die Deutsche Bank gilt als großer Verlierer der aktuellen Nullzinspolitik der EZB. Vorstandschef Christian Sewing hatte ihr Vorgehen schon des Öfteren scharf kritisiert. Aufgrund der Vielzahl an Baustellen treibt dieser gerade eines der größten Restrukturierungsprogramme der Unternehmensgeschichte voran. Der EZB-Aufsichtsratsvorsitzende Andrea Enria rühmte sich dabei gestern auf einer Konferenz in Rom, dass es die EZB gewesen sei, die diese Maßnahmen vorangetrieben habe. Auch ein gewisses Lob ans Sewings Umbauprogramm ließ er sich dabei entlocken. 

„Die Deutsche Bank hatte eindeutig Probleme mit der Tragfägkeit ihres Geschäftsmodells“, so Enria am Montag auf einer Konferenz in Rom. Doch die Notenbank betrachte die Pläne von Sewing als äußerst „positiv“ und auch die Umsetzung käme gut voran. Dies berichtete gestern die Nachrichtenagentur Bloomberg.

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Die Bank habe laut Enria gute Fortschritte bei der Verbesserung der Kontrollen und der Reduzierung ihres Risikoprofils erzielt, was sich auch in der Verringerung der Eigenkapitalanforderungen widerspiegle.

Enrias Lob dürfte für die Deutsche Bank jedoch nicht mehr als ein schwaches Trostpflaster sein. Wirft man einen Blick auf die deutsche Bankenlandschaft, so ist der Glanz vergangener Zeiten längst verblasst. Trotz aller Bemühungen, den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu halten, stehen die deutschen Banken so schlecht wie noch nie zuvor da. Dies attestierte auch die Unternehmensberatung Bain & Company.

Laut ihren Berechnungen betrage die Eigenkapitalrendite der deutschen Kreditinstitute nur noch ein Prozent. Die europäischen Banken bekommen hingegen im Schnitt auf sieben, Die US-amerikanischen sogar auf zwölf Prozent. Bis 2025 schätzt die Beratungsfirma, könnte diese sogar noch ins Negative rutschen. Allerdings klammerte Bain & Company die sogenannt 340g Reserve aus, die deutschen Geldhäuser laut dem Handelsgesetzbuch (HGB) aus ihren Gewinnen bilden dürfen.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die negativen Zinsen und die dadurch negative Zinsstrukturkurve die Ertragsbasis der Banken zunehmend erodieren lässt. Der harte Sparkurs der Bank ist dabei eher als Schmerzmittel zu deuten, das lediglich die Symptome bekämpft, jedoch nichts an der strukturellen Schwäche des europäischen Bankensektors ändert. Erst letzte Woche hatte man angekündigt den Pool für Bonuszahlungen in diesem Jahr um bis zu 20 Prozent zu senken. (DER AKTIONÄR berichtete).

Deutsche Bank (WKN: 514000)

Die Deutsche Bank bleibt weiterhin ein heißes Eisen. Immerhin konnte sich der Aktienkurs in den letzten Monaten im Bereich zwischen sechs und sieben Euro stabilisieren. Verschärfte Regulierungen, anhaltende Niedrigzinsen sowie ein kostspieliges Restrukturierungsprogramm sprechen aber weiterhin klar gegen einen Long-Einstieg. 

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