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18.10.2015 Michael Schröder

Deutsche Bank im Wandel: Cryan räumt auf – gelingt die nachhaltige Trendwende?

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Der seit Juli amtierende neue Co-Chef John Cryan hatte einen Umbau bereits angekündigt. Nun folgen den Worten auch immer mehr Taten. Mit einem grundlegenden Konzernumbau will Cryan die Deutsche Bank wieder auf Kurs bringen. Die Sparten werden neu zugeschnitten, die Führungsgremien neu geordnet, wie das größte deutsche Finanzinstitut am Sonntag nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung in Frankfurt mitteilte. Ob die Maßnahmen dem Aktienkurs nachhaltig auf die Beine helfen, bleibt aber fraglich.


Der ehemalige UBS-Finanzchef hatte zum 1. Juli Anshu Jain an der Führungsspitze der Bank abgelöst. Der zweite Co-Chef, Jürgen Fitschen, bleibt noch bis zur Hauptversammlung im Mai 2016 im Amt, ehe der Brite allein das Ruder übernimmt. Cryan hatte zu seinem Amtsantritt verkündet, es gehe darum, "eine bessere Deutsche Bank zu schaffen". Zahlreiche Skandale hatten den Ruf der Bank beschädigt, dazu gehören Zinsmanipulationen und fragwürdige Hypothekengeschäfte. Das Institut hat riesige Altlasten.

Cryans harter Aufräum-Kurs gilt auch als schonungslose Abrechnung mit seinen Vorgängern. Nicht nur mit dem im Juni ausgeschiedenen Anshu Jain, sondern gleich mit allen Chefs der Deutschen Bank, die seit Ende der 1990er Jahre das Heil des Konzerns im Investmentbanking sahen. Cryan schrieb den gesamten sogenannten immateriellen Firmenwert auf die US-Bank Bankers Trust ab, durch deren Übernahme 1999 die Deutsche Bank erst eine globale Größe im Kapitalmarktgeschäft wurde. Das Investmentbanking ließ die Gewinne der Deutschen Bank bis zur Finanzkrise in ungeahnte Höhen schießen. Doch die Erfolgsgeschichte basierte auch auf unsauberen Geschäftspraktiken - wie etwa die Milliardenstrafen im Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze belegen. Seit Jahren reißen außerdem die Kosten für Altlasten nicht ab.

Auch die Postbank-Übernahme mitten in der Finanzkrise erwies sich als teurer Fehlgriff. Von der Postbank will sich der Konzern trennen und zudem etliche Filialen in seinem Heimatmarkt schließen. Das Kapitalmarktgeschäft soll eingedampft, die Kundennähe ausgebaut werden.
Im Mittelpunkt des Umbaus steht das Investmentbanking, das völlig neu geordnet wird. In der Führungsetage kommt es zu zahlreichen Personalrochaden, drei Manager scheiden aus dem Vorstand aus. "Wir wollen eine besser kontrollierte, kosteneffizientere und stärker fokussierte Bank schaffen", erklärte Cryan. "Die neue Struktur und das neue Management-Team sind von entscheidender Bedeutung, um dies zu erreichen." Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte, eine derartig grundlegende Reorganisation habe es selten zuvor in der Geschichte der Deutschen Bank gegeben. "Das geht nicht ohne Härten einher."

Leitgedanke des Aufsichtsrats beim Umbau ist es nach Konzernangaben, die "Komplexität im Management" zu verringern und damit den Kundenbedürfnissen sowie den Anforderungen der Aufsichtsbehörden besser gerecht zu werden. Im Mittelpunkt des Umbaus steht das Investmentbanking, das aufgespalten wird. Der bisherige Unternehmensbereich Corporate Banking & Securities wird demnach in zwei Bereiche aufgeteilt. Weitere Veränderungen betreffen etwa die Vermögensverwaltung. Durch den Konzernumbau kommt es zu weitreichenden Veränderungen in der Führungsstruktur. Der erweiterte Vorstand, das Group Executive Committee, werde ebenso aufgelöst wie zehn der derzeit 16 Vorstandsausschüsse, hieß es.

Erst vor kurzem hatte die Deutsche Bank angekündigt, sie erwarte für das dritte Quartal einen Rekordverlust von 6,2 Milliarden Euro. Hauptgrund sind gigantische Abschreibungen vor allem auf den Wert der Tochter Postbank sowie das nicht mehr so lukrative Investmentbanking. Dazu kamen weitere hohe Rückstellungen für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten. Die Bank hatte zudem angekündigt, die Dividende für das Geschäftsjahr 2015 zu reduzieren oder ganz ausfallen zu lassen. Die Mitarbeiter müssen mit geringeren Boni rechnen.

Cryan will am 29. Oktober Einzelheiten zur neuen Konzernstrategie vorstellen. Die neuen Ankündigungen könnten den Kurs beflügeln – zumindest temporär. Für Trader ist die Deutsche-Bank-Aktie damit interessant. Konservative Anleger lassen allerdings weiter die Finger von der Aktie.

(Mit Material von dpa-AFX)

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