John Cryan greift erstmals hart durch und setzt ein schmerzhaftes Zeichen: Wegen gigantischer Abschreibungen kündigte die Deutsche Bank für das dritte Quartal einen Rekordverlust von 6,2 Milliarden Euro nach Steuern an. Selbst auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 hatte die Bank nicht einen so hohen Fehlbetrag ausgewiesen. Und das werden auch die Aktionäre zu spüren bekommen.
Der Konzern kündigte an, die Dividende zu reduzieren oder ganz ausfallen zu lassen. Auch das wäre ein Novum in der jüngeren Geschichte des Instituts. Mit den Abschreibungen bereitet Cryan die Neuausrichtung der Bank vor, die er Ende des Monats vorstellen will. Allein auf den Geschäfts- und Firmenwert im Privatkundengeschäft sowie im Investmentbanking schreibt der Konzern nun rund 5,8 Milliarden Euro ab. In diesen Bereichen will Cryan besonders stark umbauen und sparen. Dabei reduzierte die Deutsche Bank auch den Wert ihrer Tochter Postbank, von der sie sich im kommenden Jahr trennen will. Weitere 600 Millionen Euro wird das größte deutsche Geldhaus auf ihre knapp 20-prozentige Beteiligung an der chinesischen Bank Hua Xia abschreiben, die nun ebenfalls veräußert werden soll.
Kernkapitalquote soll bei elf Prozent bleiben
Hinzu kommen erneut Rückstellungen für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten der Bank. Sie werden sich auf rund 1,2 Milliarden Euro belaufen. Allerdings könnte sich diese Zahl noch erhöhen, bis die Bank ihre Bücher für das abgelaufene Quartal schließt. Die endgültigen Zahlen will das Institut am 29. Oktober vorlegen.
Trotz des großen Verlusts soll die harte Kernkapitalquote bei rund elf Prozent bleiben. Grund ist, dass die Wertminderungen keinen großen Einfluss auf das von den Bankaufsehern akzeptierte Eigenkapital haben. Ohne die Wertanpassungen auf die Vermögenswerte läge der Nachsteuerverlust nach Angaben der Bank bei 400 Millionen Euro. In den ersten neuen Monaten dieses Jahres zusammen dürfte sich der Nettoverlust den Schätzungen der Bank zufolge auf 4,8 Milliarden Euro belaufen.
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(Mit Material von dpa-AFX)