In den vergangenen Jahren galt die Deutsche Bank als abgeschlagen im Vergleich zur Konkurrenz und hoffnungsloser Sanierungsfall. Kein leichter Job für Christian Sewing, der im April 2018 zum CEO der Krisenbank berufen wurde. Nachdem im Sommer 2019 ein harter Umbauplan gestartet wurde, könnte Sewing nun ausgerechnet im Jahr einer Jahrhundert-Pandemie erste Früchte seiner Arbeit ernten. Für den Aktienkurs kann das nur positiv sein.
Die 2019 eingeleitete Sanierung brockte dem Finanzinstitut im selben Jahr einen Verlust von 5,70 Milliarden Euro ein. Für die Deutsche Bank war das seit 2015 der dritte Milliardenverlust. Nur 2018 gab es einen Überschuss. Kühn war deshalb die Prognose des Managements, man wolle 2020 vor Steuern einen Gewinn einfahren. Im Hinblick auf die Unsicherheiten der Corona-Pandemie, Risiken bei den Kreditrückstellungen und dem laufenden Umbau sahen viele die Bank in alte Zeiten zurückfallen, als unhaltbare Versprechungen die Aktionäre überzeugen sollten.
Wie läuft es 2021?
Doch nach aktuellen Schätzungen der Analysten hat Sewing das Glanzstück geschafft. Sogar unter dem Strich soll ein Gewinn von rund 80 Millionen Euro stehen. DER AKTIONÄR hatte bereits vor rund einer Woche darüber berichtet. Interessant wird nun die Vorlage der Zahlen zum Gesamtjahr an diesem Donnerstag, dem 4. Februar. Kann die Investmentbank, insbesondere das Handelsgeschäft, 2021 genauso stark performen wie im abgelaufenen Jahr?
Erwartungen sind unsicher
Aufgrund der Corona-Pandemie war die Volatilität im Frühjahr extrem hoch. Davon profitierte der Anleihehandel der Bank stark. Viele Analysten glauben nicht, dass das 2021 nochmal der Fall sein kann. Allerdings wird oft unterschätzt, dass die Corona-Pandemie viele Unsicherheiten bereithält. Das jüngste Beispiel ist die deutliche Verzögerung der Impfungen in Deutschland sowie unerwartet lange Lockdowns weltweit. Das wirkt sich negativ auf die Erwartungen sowie auf die Konjunktur selbst aus und könnte die Volatilität im laufenden Jahr wieder steigen lassen.
Bisher bei Kreditausfällen alles im Lot
Hat die Deutsche Bank zu wenig Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite gebildet? Das wird die Zukunft zeigen. Sicher ist jedenfalls, dass der Track-Record vor der Pandemie in diesem Bereich gut war. Das lässt sich allerdings nicht auf eine Extremsituation wie die Pandemie übertragen. Zu erwarten ist andererseits, dass die staatlichen Hilfsmaßnahmen in Deutschland für Unternehen noch länger laufen, was von anderer Seite Enlastung bringen würde.
Am Donnerstag gibt es das Potenzial für Überraschungen: Sowohl bei den Zahlen zu 2020 als auch bei der Prognose für dieses Jahr könnte CEO Sewing die Analystenerwartungen schlagen. Die Aktie steht indes vor einem charttechnischen Test. Nachdem heute die 50-Tage-Linie bei 8,55 Euro nach unten gerissen wurde, kommen Widerstände bei 8,47 Euro in den Fokus. Bei 8,15 Euro verläuft zudem die 200-Tage-Linie. Halten sollte indes der Abwärtstrend bei 8,33 Euro von 2017.
Wer investiert ist, bleibt dabei und beachtet den Stopp bei 6,50 Euro. Mutige können vor Zahlen noch einsteigen, alle anderen warten den Donnerstag ab.