Ein Jahr später als ursprünglich geplant haben die Aufseher Europas Banken, also damit auch Deutsche Bank und Commerzbank, wieder einem großen Gesundheitscheck unterzogen. Sind die Institute ausreichend gerüstet, falls sich die Pandemie noch einmal verschärft? Die Ergebnisse des Stresstests werden am Freitagabend für Klarheit sorgen.
Konkret sollen die Ergebnisse ab 18:00 Uhr von der europäische Bankenaufsicht EBA und der Europäischen Zentralbank (EZB) kommuniziert werden. Eigentlich sollte die neue Auflage des europäischen Bankenstresstests schon 2020 durchgeführt werden. Doch um den Instituten mitten in der Corona-Krise nicht noch weitere Aufgaben aufzubürden, wurde die Prüfung verschoben.
Sieben Testanden aus Deutschland
Die EBA hat 50 Geldhäuser aus 15 Ländern unter die Lupe genommen, die gemessen an den Vermögenswerten zusammen für rund 70 Prozent des Bankenmarktes in Europa stehen. Darunter sind sieben aus Deutschland: BayernLB, Commerzbank, Deutsche Bank, DZ Bank, Landesbank Baden-Württemberg, Landesbank Hessen-Thüringen, Volkswagen Bank.
Wirtschaftlicher Einbruch wird simuliert
Im als besonders hart geltenden Krisenszenario des EBA-Test wird unterstellt, dass sich die Corona-Krise zuspitzt und die wirtschaftlichen Rückschläge infolge der Pandemie länger anhalten. Die Wirtschaft in der Europäischen Union würde in diesem Szenario in den drei Jahren bis 2023 kumuliert um 3,6 Prozent schrumpfen. Zugleich würde die Arbeitslosenquote steigen und die Immobilienpreise würden kräftig einbrechen. Zudem wird von weiter fallenden Marktzinsen ausgegangen.
Deutsche Großbanken wohl nicht unter den Besten
Die deutschen Großbanken Deutsche Bank und Commerzbank werden im Stresstest vermutlich nicht mit Auszeichnung abschneiden. Das liegt schon an der Ausgangsposition am Jahresende 2020: Während die Deutsche Bank in ihrer Jahresschlussbilanz eine Kernkapitalquote von 13,6 Prozent aufwies, nahm die Commerzbank im letzten Viertel 2020 – coronabedingt – hohe Wertberichtigungen auf Kredite und auf zu hoch angesetzte Firmenwerte anlässlich des Antritts eines neuen Vorstandsvorsitzenden vor. Mit ihrer auf 13,2 Prozent geschrumpften harten Kernkapitalquote liegt die Commerzbank wohl eher im hinteren Viertel. Die Deutsche Bank rangiert im Mittelfeld.
Die deutschen Kreditinstitute Deutsche Bank und Commerzbank werden nicht auf den Spitzen-Plätzen landen. Falls sie zwischen Normal- und Krisenszenario viele Prozentpunkte ihrer Kernkapitalquote verlieren (sollten), könnten die Aufseher zudem die Mindestkapitalanforderungen erhöhen. Kurzum: Da der Branchenprimus jüngst Top-Zahlenvorgelegt hat, und es auch bei der Commerzbank nach mit besser-als-gedacht-ausfallenden Zahlen (4. August) wieder aufwärts gehen könnte, bleiben Investierte Anleger bei beiden Aktien weiter dabei.
(Mit Material von dpa-AFX)
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