Vorstandschef Christian Sewing hat bei der Hauptversammlung der Deutschen Bank im Mai „harte Einschnitte“ angekündigt, um das angeschlagene Institut endlich wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Besonders das internationale Wertpapierhandelsgeschäft steht dabei im Fokus. Laut einem Medienbericht könnte in diesem Bereich die Hälfte der Stellen gestrichen werden.
Wie das Wall Street Journal (WSJ) am Freitag unter Berufung auf eine mit den Vorgängen vertraute Person berichtet, erwägt das Management der Deutschen Bank im Zuge der geplanten Umstrukturierung den Abbau von 15.000 bis 20.000 Stellen. Nach Berechnungen des Blatts entspräche dies 15 bis 22 Prozent aller Vollzeitstellen.
WSJ: Deutsche Bank Considers Up to 20,000 Job Cuts (Paywall)
Besonders betroffen sein dürfte davon das Geschäft in den USA sowie das Investmentbanking im Allgemeinen. Diese Bereiche könnten sogar um die Hälfte schrumpfen. Nach Informationen von Bloomberg würde zahlreiche hochrangige Mitarbeiter der voraussichtlich betroffenen Bereiche schon jetzt freiwillig das Weite suchen. Zudem stehe Investmentbank-Chef Garth Ritchie vor der Ablösung – interimsweise werde anschließend Vorstandschef Sewing selbst die Leitung übernehmen.
Sollte es soweit kommen, werde der Stellenabbau wohl voraussichtlich über einen Zeitraum von mehr als zwölf Monaten erfolgen und sich nicht nur mit freiwilligen Abgängen bewerkstelligen lassen, so der Insider gegenüber dem WSJ. Derzeit werde im Top-Management der Deutschen Bank aber noch über die strategischen Optionen und deren Kosten debattiert. Konkrete Pläne wollte ein Sprecher daher noch nicht bestätigen. Sofern erforderlich, werde das Institut aber sämtliche Stakeholder informieren.
Detaillierte Pläne für den Umbau und ein Strategie-Update werden im Zuge der Q2-Bilanz am 24. Juli erwartet. Um die Unsicherheit möglichst gering zu halten, könnte sich das Management jedoch möglicherweise schon früher äußern.
Endlich tut sich was – Trading-Empfehlung!
Auch wenn noch nichts entschieden ist und vieles in den Sternen steht: Bei der Deutschen Bank tut sich endlich etwas. Spannend wird nun allerdings, wie das Institut die Maßnahmen finanzieren will – einige Analysten zweifelten zuletzt daran, ob sich die Deutsche Bank die nötige Restrukturierung überhaupt leisten kann (DER AKTIONÄR berichtete).
Nachdem die die US-Tochter DB USA am Donnerstagabend recht überraschend den diesjährigen Stresstest der US-Notenbank Fed bestanden hatte, kann die Deutsche-Bank-Aktie am Freitag spürbar zulegen. Mit dem Sprung über die 50-Tage-Linie wurde dabei sogar wieder ein erstes technisches Kaufsignal erzeugt. Tradern hatte DER AKTIONÄR daher am Vormittag den Aufbau einer spekulativen Position vorgeschlagen. Längerfristig orientierte Anleger warten eine Bestätigung des Aufwärtstrends sowie konkrete Umbaumaßnahmen ab.