Die Deutsche Bank wird heute an der Börse in Sippenhaft genommen. Die Papiere fallen im Sog der enttäuschenden Quartalszahlen der Commerzbank. Neue Probleme drohen auch in den USA. Dort wurde einer Klage mit Streitwert 2,6 Milliarden Euro stattgegeben. (Angeklagter ist mal wieder die Deutsche Bank.)
Commerzbank enttäuscht, Deutsche stürzt ab
Die am Montagabend veröffentlichten Quartalszahlen der Commerzbank haben auf ganzer Linie enttäuscht. Der operative Gewinn stürzte gegenüber dem Vorjahresquartal um fast 20 Prozent ab. Die Schätzungen der Analysten wurden somit pulverisiert. Für die Deutsche Bank, die morgen ihre Zahlen bringt, ist die schlechte Entwicklung bei der Commerzbank kein gutes Zeichen. Die Experten rechnen damit, dass Deutschlands größte Bank wieder knapp in die Gewinnzone gerutscht ist. Einen neuerlichen Milliardenverlust wollen einige aber auch nicht ausschließen. Vorstandsvorsitzender John Cryan selbst hatte 2016 als Übergangsjahr bezeichnet.
Neuer Ärger in den USA
Neben den Geschäftszahlen steht das Thema Rechtsstreitigkeiten bei der Deutschen Bank weiter im Fokus. Cryan sieht sich auf der Zielgeraden, was die Beilegung der Streitigkeiten angeht. Zwar sind derzeit rund 7.800 Fälle mit der Deutschen Bank als Angeklagte anhängig, der Streitwert ist bei den meisten Verfahren aber geringfügig.
Unerfreulich ist dagegen ein neues Verfahren gegen die Bank am Bezirksgericht in Manhattan. Investoren hatten gegen die Deutsche geklagt, da sie sich über die möglichen Risiken von Hypothekenderivaten getäuscht fühlen. Kurz vor Ausbruch der Immobilienblase hatten sie ein Volumen von 5,4 Milliarden Dollar gekauft. Als der Markt einbrach, waren die Papiere nur noch ein Drittel des Kaufpreises wert. Stattgegeben wurde der Klage für Derivate in Höhe von 2,55 Milliarden Dollar.
Reicht das Kapital?
Alleine 2015 zahlte die Deutsche Bank fast 12 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten. Für das laufende Jahr wurden dagegen nur 5,4 Milliarden Euro zurückgestellt. Das neue Verfahren in Manhattan könnte alleine die Hälfte des Betrags aufzehren. Problematisch sieht der Markt auch die Entwicklung der harten Kernkapitalquote. Trotz zahlreicher Kapitalerhöhungen, in den letzten fünf Jahren wurden für 22 Milliarden Euro neue Aktien ausgegeben, weißt die Bank eine dünne Kapitaldecke auf.
Abwarten
Im heutigen Abwärtssog hat die Deutsche Bank auch die horizontale Unterstützung bei 13 Euro gerissen. Somit hat sich ein Widerstand auf diesem Niveau ausgebildet. Vor den morgigen Quartalszahlen und der Ergebnisse zum EZB-Stresstest empfiehlt der AKTIONÄR Anlegern, die Papiere der Deutschen Bank zu meiden.