Trotz knurrenden Magens: Jetzt deutlich sprechen und nur keinen Fehler machen! Jeder kennt den Anruf beim Chinesen oder Italiener – und die Enttäuschung, wenn doch Champignons auf der Pizza sind und statt „frischem“ Salat Fischsalat geliefert wird. Die Lösung: klare und schnelle Bestellung per Smartphone-App. Für die Gastronomie vereinfacht es Abläufe und sorgt für neue Kunden – doch das große Geschäft machen die Food-Delivery-Plattformen. Der Clou für enorme Gewinne, ohne sich die Finger an Kochtöpfen zu verbrennen, ist es, ähnlich wie Facebook oder Xing eine digitale Plattform zu etablieren. Die Apps von Delivery Hero nehmen jede Minute Tausende Bestellungen an – und geben die Aufträge (gegen Gebühr) an Partner weiter. So muss Delivery Hero nicht selbst Pizzas belegen oder radelnd Essen ausliefern und kann ohne große Investitionen immens wachsen.
Bereits zum IPO vor drei Jahren hat Delivery-Hero-Gründer Niklas Östberg im Gespräch mit dem AKTIONÄR versprochen, noch aggressiver als die Konkurrenz aufs Gas zu drücken. Das Wachstumsversprechen wurde eingelöst. Die jüngsten Zahlen waren atemberaubend: So stieg der Q2-Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 103 Prozent auf 315 Millionen Euro. Die „starke Beschleunigung“ des Wachstums sei durch einen besseren Service für Kunden gelungen. Daher sieht Delivery-Hero-Gründer Östberg auch im dritten Quartal einen „starken Start“.
Das macht Appetit auf die Aktie: Auch der Chart-Turnaround ist geglückt, gerade wurde ein Kaufsignal der Turnaround-Formel TFA gegeben. Was den Hot-Stock zusätzlich antreibt ist ein Milliardendeal: Die Vorstände der niederländischen Just Eat und der britischen Takeaway.com haben sich auf eine Fusion geeinigt. Die Idee dahinter: The winner takes it all – nur die größte Plattform zieht wie ein Magnet hungrige Endkunden und Restaurantpartner an – und kann Kosten auf maximalen Umsatz verteilen.
33 Mal Marktführer
Dem Gründer des Food-Delivery-Unternehmens Just Eat ist klar: „Bei Food Delivery gewinnt nur der Marktführer.“ Auf den ersten Blick überflügelt nun die neu formierte „Just Eat Takeaway.com“ den Rivalen Delivery Hero beim Umsatz. Doch bei genauerem Hinsehen hat Delivery Hero mit harten und mutigen Entscheidungen alles richtig gemacht: So wurde 2019 wegen Konkurrenzdruck das Deutschlandgeschäft für knapp eine Milliarde Euro an Takeaway verkauft. Denn die Nummer 2 zu sein ist keine Option. Delivery Hero ist vielmehr in 33 Märkten weltweit die Nummer 1. Der Fokus liegt auf Ländern im Nahen Osten oder Asien, die immenses Wachstumspotenzial aufweisen. Hier liegt die Online-Penetration im Essensmarkt noch bei unter 15 Prozent.
Für Morgan Stanley bleibt Delivery Hero daher auch beim Wachstum die Nummer 1. Delivery Hero dürfte bis 2022 bei den Bestellungen um jährlich 29 Prozent wachsen, Just Eat nur um zehn Prozent. Noch weist die Firma mit Sitz in Berlin keinen Nettogewinn aus – doch den Analysten zufolge beginnt nun die Zeit der großen Gewinne. Das EBITDA wird bis 2023 über 800 Millionen Euro erreichen – der Börsenwert ist „nur“ zehn Mal so hoch. Zwar ist das KUV mit 4,2 im Peergroup-Vergleich ambitioniert, doch dafür das 2020 absehbare Wachstum mit 53 Prozent doppelt so hoch.
Der schwedische Gründer Niklas Östberg sagte einmal, er habe kein Auto, brauche keine Jacht, sondern nur ein gutes Kopfkissen, ein Rad und seinen täglichen Cappuccino. Am 2. August 2019 aber die Meldung: Er hat Aktien im Wert von zehn Millionen Euro oder drei Millionen Cappuccinos verkauft.
Gegenüber dem AKTIONÄR spricht er von "privaten Gründen". Am Großteil seiner Aktien hält er fest.
Es ist angerichtet …
Top-Chart und -Zahlen, die Nummer 1 in hochdynamischen Märkten. Delivery Hero wird in den nächsten Jahren mit Schwung den Break-even erreichen. Die Story ist heiß, lecker und angerichtet. In der Suppe schwimmt nur ein einziges Haar – ein langes, blondes.
(Einen Chartcheck zur Aktie sehen Sie im neuen AKTIONÄR TV)