Es war kein sonderlich starker Handelstag für deutsche Aktien. So ging es mit vielen Titel angesichts der anhaltenden Verunsicherung nach der Europawahl erneut nach unten. Zudem warten die Anleger weiter auf die am Mittwoch anstehenden Inflationsdaten und geldpolitischen Signale aus den USA. Zum Handelsende notierte der DAX 0,68 Prozent im Minus bei 18.369,94 Punkten.
Er blieb damit aber über seinem nach der US-Handelseröffnung markierten Tagestief, das gleichzeitig den niedrigsten Stand seit gut einem Monat für den Leitindex bedeutete. Der MDAX der mittelgroßen deutschen Unternehmen gab letztlich um 1,06 Prozent auf 26.457,33 Punkte nach.
Für den EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone ging es um rund ein Prozent nach unten. Ähnlich viel verlor der britische FTSE 100, während der französische Cac 40 noch deutlicher ins Minus rutschte. An der US-Börse konnte der Leitindex Dow Jones sein Minus bis zum europäischen Handelsende auf 0,6 Prozent eindämmen, während der technologielastige Nasdaq 100 seine Verluste wettmachte.
Für die US-Zinsentscheidung am Mittwochabend wird fest damit gerechnet, dass die Notenbank Fed den Leitzins unverändert lassen wird. Allerdings könnte die dazu gehörige Stellungnahme und die anschließende Pressekonferenz von Fed-Chef Jerome Powell Hinweise auf die weitere Zinspolitik liefern. Bereits davor werden am Mittwoch Daten zur Entwicklung der Verbraucherpreise erwartet, die ebenfalls Aufschluss über den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung in den USA seit der großen Inflationswelle geben könnten.
Die Unsicherheit der Marktteilnehmer zeigte sich unter anderem auch an den erneut gestiegenen Renditen französischer Staatsanleihen aufgrund einer drohenden Machtverschiebung in Frankreich. Dort belastet der Rechtsruck, der sich aus den Europawahlen ergeben hatte.
Besonders stark präsentierten sich indes die Anteilscheine des Chemiekonzerns Covestro mit einem Plus von 7,1 Prozent. Sie waren damit die größten Gewinner im deutschen Leitindex und erreichten zudem den höchsten Stand seit fast zwei Monaten. Bei den Übernahmegesprächen zwischen dem DAX-Konzern und dem staatlichen Ölkonzern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Adnoc, sind laut Insidern nun endlich wieder klare Fortschritte erzielt worden. Covestro könnte Adnoc schon bald eine tiefgehende Prüfung der Bücher im Rahmen einer sogenannten Due Diligence gewähren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Mehr dazu lesen Sie hier.
Hingegen ging es mit der Aktie von Hapag-Lloyd steil bergab. Die Papiere sackten im Sog hoher Kursverluste großer asiatischer Reedereien um satte neun Prozent ab. Ein Händler verwies darauf, dass sich der UN-Sicherheitsrat über Nacht für einen von US-Präsident Joe Biden vorgestellten mehrstufigen Plan für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ausgesprochen hatte. Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel Anfang Oktober und dem militärischen Vorgehen der israelischen Armee gegen die Hamas in Gaza hatte die Huthi-Miliz von Jemen aus wiederholt Schiffe auch in internationalen Gewässern im Roten Meer unter Beschuss genommen. Das hatte die internationalen Frachtraten stark nach oben getrieben.
Mit Material von dpa-AFX