Die Ratingagentur Standard & Poor's hat am Donnerstag den Kreditausblick für Daimler von stabil auf negativ senkt. Einer der Gründe für die Herabstufung war die zweite Gewinnwarnung des Autobauers innerhalb von nur drei Wochen. Nach den vielen Gewinnwarnungen und dem Abgasskandal ist die gesamte Branche angeschlagen. Wenn sich nun noch durch eine Abstufung einer viel beachteten Rating-Agentur die Kapitalkosten erhöhen, sind das nicht die Nachrichten, die die Börse derzeit hören will.
Dennoch sieht Ferdinand Dudenhöffer Licht am Ende des Tunnels „Ich würde davon ausgehen, dass mit dem neuen CEO und Finanzchef jetzt ein Rückstellungsaufbau gemacht wurde, der keine bösen Überraschungen mehr zulässt“, sagt der Autoexperte gegenüber DER AKTIONÄR.
Dennoch ist es für Entwarnung bei der Daimler noch zu früh.
Man muss davon ausgehen, dass die anstehenden Geschäftszahlen der europäischen Autoindustrie keinesfalls eine Erholung signalisieren werden. Auch wenn der chinesische Automarkt zuletzt nach einer langen Durststrecke wieder Erholungstendenzen zeigte.
Es wird ein hartes Stück Arbeit, den Swing weg von den lukrativen Verbrennungsmotoren, hin zur Elektrifizierung der Produktpalkette und neuen Mobilitätsdiensten zu schaffen. Was bedeutet, dass „Daimler in den nächsten fünf Jahren seine Umsatzrenditen eher bei fünf Prozent statt bei zahn Prozent haben wird“, sagt Dudenhöffer.
Dass in Sachen Elektromobilität, selbst fahrende Autos und neue Mobilitätsdienste viele Autobauer in Zukunft enger zusammenarbeiten werden, ist eine logische Folge. So können Entwicklungen schneller vorangetrieben und Kosten auf mehrere Schultern verteilt werden.
Das wird Milliarden an Kosten verschlingen. Die Zusammenarbeit mit BMW in Sachen selbst fahrende Autos ist daher die logische Konsequenz.
"Eine sehr wichtige Sache und ein Gegengewicht zur VW-Ford-Kooperation, die vor ein paar Tagen verkündet wurde. Während sich VW auf Ford konzentriert, bilden BMW-Daimler eine Premium-Strategie für autonomes Fahren. Man könnte im Premiummarkt der Technologieführer werden“, sagt Autoexperte Dudenhöffer gegenüber DER AKTIONÄR.
Einen Unsicherheitsfaktor müssen Anleger weiterhin auf der Rechnung haben: Donald Trump. „Man muss davon ausgehen, dass der US-Präsident seine Zollriege mit der deutschen Autoindustrie umsetzt“, sagt Dudenhöffer.
Was die Daimler-Aktie betrifft, so hat das Papier wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Während der DAX im Jahresverlauf auf ein Plus von fast 17 Prozent kommt, liegt die Daimler Aktie bei rund 0,5 Prozent.
Die Unterstützungen bei 47,11 Euro und 46,58 Euro haben nicht gehalten. Jetzt liegt der Fokus auf den nächsten Widerständen bei 44,89 Euro und 44,13 Euro. Fallen auch diese Marken, droht die Daimler-Aktie sogar auf das Niveau aus dem Monat Juni im Jahr 2013 zurück zu fallen. Damals notierte die Aktie bei 42,91 Euro. Anleger warten eine Bodenbildung ab!