Die Nachfrage nach Brummis in der Europäischen Union (EU) geht weiter in die Knie, die Autonachfrage lahmt und ganze Produktionsstätten wurden von Daimler und Co vorübergehend stillgelegt. Keine leichte Aufgabe für die Automobil-Hersteller, die den Umbruch vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität mit Investitionen in Milliardenhöhe stemmen müssen. Für die DZ Bank Grund genug, das Kursziel für die Daimler-Aktie auf 25 Euro zu senken.
Der für die deutschen Hersteller wichtige europäische Nutzfahrzeugmarkt befindet sich weiter im Rückwärtsgang. Im Februar wurden in der EU mit 15.889 Fahrzeugen 6,2 Prozent weniger leichte, mittlere und schwere Lkw sowie Busse zugelassen als im Vorjahresmonat. Das teilte der europäische Herstellerverband Acea am Mittwoch in Brüssel mit. Insbesondere bei mittleren und schweren Trucks war das Minus mit knapp einem Fünftel deutlich.
Schwächeres Jahr 2020
Die Volkswagen-Lkw-Tochter Traton und der Lkw-Bauer Daimler stellen sich bereits seit längerem auf ein schwächeres Jahr 2020 ein, weil die Märkte in Europa und Nordamerika auf dem absteigenden Ast sind - auch ohne die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. Wie sehr die Konjunktur in den Industrieländern und damit auch die dafür anfälligen Lkw-Märkte von den Maßnahmen zur Eindämmung der Krise belastet werden, dazu traut sich derzeit kein Lkw-Hersteller eine verlässliche Aussage zu. Die Effekte dürften erst in den kommenden Monaten zutage treten.
DZ Bank senkt das Kursziel für Daimler
Nicht nur aufgrund des schwachen Brummi-Geschäfts kassierte die DZ Bank das Kursziel für die Daimler-Aktie ein weiteres Mal. Analyst Michael Punzet sieht das Papier von Daimler bei 25 Euro als fair Bewertet an. Zuvor lag sein Kursziel bei 30 Euro.
Prognose dürfte verfehlt werden
Auch wenn sich die endgültigen Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf die weltweite Autonachfrage und die fundamentale Entwicklung nicht abschließend bewerten ließen, dürfte der erwartete Nachfragerückgang die operative Entwicklung des Konzerns belasten, schrieb Analyst Michael Punzet in einer Studie. Die Unternehmensprognose für dieses Jahr dürfte wohl verfehlt werden.
Cash-Cow adieu
Die Corona-Krise trifft die Automobil-Hersteller doppelt. Daimler, BMW und Volkswagen müssen die Transformation von der Cash-Cow, dem Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität stemmen. Neue Mobilitätsdienste müssen her und hohe Investitionen in selbst fahrende Autos müssen geschultert werden, um den Anschluss an Tesla und Waymo nicht zu verlieren.
Hoffnung
Dennoch besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass die Corona-Krise in zwei bis drei Monaten zwar nicht vom Tisch, aber beherrschbar ist. Es gilt, von China zu „lernen“. Im Reich der Mitte wurde die Produktion bereits wieder hochgefahren. Deutschland ist auf der Zeitachse rund vier bis fünf Wochen hinter China. Sollte dann die Produktion bei Daimler, BMW und Volkswagen wieder anlaufen, so könnte der Worst-Case verhindert werden.
Tritt dieses Szenario ein, ist die Daimler-Aktie - auch mit den bestehenden Aufgaben und Herausforderungen- auf diesem Niveau für Investoren mit einem langen Atem einen Blick wert.
(Mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß §34b WpHG: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Daimler.