Eine enttäuschende Dividende aber gutes Feedback für die solide Liquidität hat den Anlegern von Daimler am Dienstag die Orientierung erschwert. Die Aktien wechselten am Vormittag mehrmals das Vorzeichen. Im Tief hatten sie auf Xetra rund eineinhalb Prozent verloren, im Hoch sogar vier Prozent gewonnen. Am frühen Nachmittag notiert die Aktie 0,3 Prozent im Minus bei 42,91 Euro. Damit nimmt Daimler den vorletzten Platz unter den größten Verlierern des Tages im DAX ein. Nur Adidas entwickelt sich mit Minus 0,8 Prozent noch schlechter.
Laut JPMorgan-Analyst Jose Asumendi hat der Fokus bei dem Jahresbericht des Autobauers nach den bereits bekannten Eckdaten auf der Bilanzsituation, den Barmitteln und der Dividende gelegen. Zum zweiten Mal in Folge muss Daimler einen massiven Gewinneinbruch hinnehmen und so wird die Dividende mit jetzt 90 Cent noch drastischer gekürzt als erwartet.
Erleichternd wirkte aber der freie Mittelzufluss. 2019 war der sogenannte Free Cashflow zwar um gut die Hälfte auf 1,4 Milliarden Euro abgesackt, dank einer starken Tendenz im Schlussquartal mache die Entwicklung im abgelaufenen Jahr per Saldo einen guten Eindruck. Laut Asumendi wagte Daimler mit der reduzierten Dividende einen Spagat zwischen der Ausschüttungsquote und der Nettoliquidität. Asumendi bestätigte sein „Overweight“-Rating für die Daimler-Aktie sowie sein Kurzsiel von 62 Euro.
Nach einem Nettoverlust im Schlussquartal stellte Daimler seine Anleger wie erwartet auch auf ein weiteres trübes Jahr 2020 ein. Ausgehend vom schwachen Vorjahr will der Konzern das operative Ergebnis (EBIT) zwar steigern, allerdings werden dabei wohl der Konzernumbau und angekündigte Stellenstreichungen das Ergebnis weiter in Zaum halten. Laut Analyst Christian Ludwig vom Bankhaus Lampe sind die Ziele "unspektakulär".
Weiterhin negativ gestimmt bleib die US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie hat die Einstufung für Daimler auf "Sell" mit einem Kursziel von 38 Euro belassen.
Mittlerweile ist viel Negatives im Kurs der Daimler-Aktie eingepreist. Wichtig ist nun in jedem Fall, dass das Februartief 2020 bei 41,42 Euro verteidigt werden. Knapp darunter verläuft zudem das Augusttief 2019 bei 40,31 Euro. Ein Rutsch darunter würde das charttechnische Bild massiv verschlechtern.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Daimler.
(Mit Material von dpa-AFX)