Das Ringen der großen Koalition um ein milliardenschweres Konjunkturprogramm geht in die Verlängerung. Angesichts großer Differenzen unterbrachen die Spitzen von CDU, CSU und SPD ihre Verhandlungen im Kanzleramt am Dienstag kurz vor Mitternacht. An diesem Mittwoch sollen die Gespräche fortgesetzt werden und dann auch zu einem Ergebnis kommen – die Automobil-Aktien klettern in der Zwischenzeit weiter…
Nach der ersten Runde der Verhandlungen hieß es am frühen Mittwochmorgen aus Teilnehmerkreisen, die Gespräche seien sehr konzentriert und intensiv verlaufen. Viele Punkte des geplanten Konjunkturpakets seien bereits angesprochen worden. Endgültige Entscheidungen sollten am Mittwoch fallen. Dann stünden schwierige Themen wie das Mobilitätspaket oder die Hilfen für die Kommunen weiter zur Diskussion.
Die Runde unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will am Ende ein Gesamtpaket vorlegen. Ziel ist es, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzufedern. Da die rund 60 Punkte, die anfangs auf dem Tisch lagen, in Summe nicht finanzierbar sind, muss jeder der Koalitionäre zu Abstrichen bereit sein.
Prämie für den Autokauf und Hilfen für Kommunen
Ähnlich wie bei Koalitionsverhandlungen soll auch dieses Mal über einige der strittigsten Punkte erst am Ende gesprochen werden. Dazu zählen dem Vernehmen nach eine Prämie für den Autokauf und Hilfen für Kommunen. Aus Sicht der SPD-Spitze darf es keine Kaufprämie für Autos mit Verbrennungsmotor geben, wie sie nicht nur von der Branche gefordert wird, sondern auch von Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg, in denen die wichtigen Hersteller BMW, VW und Daimler ihren Sitz haben.
Kompromiss möglich
Da in Niedersachsen auch die SPD regiert, könnte die Parteispitze durchaus noch einmal umdenken. Die Nachfrage nach Autos ist in der Corona-Krise schwer eingebrochen; krankt die deutsche Leitindustrie, dürfte auch die restliche Wirtschaft nur schwer wieder ins Laufen kommen. Im Paket enthaltene Förderungen für die Bahn, den Öffentlichen Personennahverkehr, schwere Nutzfahrzeuge, E-Ladesäulen, Schiffe und Flugzeuge könnten aber einen Kompromiss möglich machen.
In der Zwischenzeit scheinen die Aktien der Automobil-Hersteller eine Auto-Prämie bereits vorweg zu nehmen, Am Dienstag lagen Daimler, BMW und Volkswagen in der Spitzengruppe des DAX. Am Mittwoch geht die Kletterpartie weiter.
Guter Newsflow bei Volkswagen
Unumstritten ist, dass Volkswagen zuletzt gute fundamentale News lieferte um den Aufwärtstrend der Aktie zu untermauern. Zum einen wird Volkswagen seinen Anteil an dem Elektro-Joint-Venture in China JAC Volkswagen erhöhen. Zum anderen übernimmt Volkswagen 26,5 Prozent am Batterie-Hersteller Gotion High-Tech. Der Deal ist richtungsweisend: Die Akkus gelten beim Hochfahren der Elektromobilität als knappes Gut, Die Autobauer versuchen daher ihren Zugriff auf genügend Kapazitäten zu sichern.
Sell on Good News
Dementsprechend will sich auch Daimler am Batterie-Hersteller Farasis Energy mit rund 438 Millionen Euro beteiligen. Die Daimler-Aktie nahm den guten Newsflow auf und erholte sich in den letzten Tagen im Zuge des freundlichen Gesamtmarkts bis auf 36,96 Euro. Die Comeback-Spekulation läuft.
Die Aktie trifft jedoch bei 37,50 Euro auf einen horizontalen Widerstand und ist derzeit etwas heiß gelaufen. Ohnehin befindet sich der Markt in einer überkauften Lage. Eine Konsolidierung der Automobil-Aktien ist mehr als überfällig. Kommt die Auto-Prämie, könnten Anleger die guten News für Gewinnmitnahmen nutzen.
(Mit Material von dpa-AFX).