Der weiterhin von Adnoc, dem staatlichen Energieriesen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, umworbene Chemieriese Covestro wird morgen die Zahlen für das zweite Quartal vorlegen. Analysten rechnen im Durchschnitt für April bis Ende Juni mit einem Umsatzrückgang um fast 16 Prozent auf 3,97 Milliarden Euro.
Das operative Ergebnis dürfte im Jahresvergleich um fast ein Drittel auf 378 Millionen Euro gesunken sein. Für 2023 haben die Experten im Mittel einen operativen Gewinn von 1,38 Milliarden Euro auf dem Zettel, nachdem der sich 2022 auf 1,6 Milliarden Euro halbiert hatte. Der freie operative Finanzmittelzufluss dürfte sich hingegen auf 241 Millionen Euro verbessern, nach 138 Millionen im Vorjahr.
Angesichts der Spekulationen über eine Übernahme durch Adnoc könnten die Quartalszahlen allerdings in den Hintergrund rücken, erklärt Analyst Markus Mayer von der Baader Bank in einer Studie. Gleichwohl könnte Covestro dank der eingeleiteten Sparmaßnahmen gewinnseitig etwas besser abgeschnitten haben als gemeinhin erwartet, während die Erlöse unter dem Konsens liegen dürften.
Mayer verweist auf wieder größeren Wettbewerbsdruck für das Schaumstoffvorprodukt MDI in Europa sowie für das Schaumstoffvorprodukt TDI in China. Gleichzeitig habe allerdings der Lagerbestandsabbau in der Möbelindustrie ein Ende gefunden und bald könnte das auch im Elektronikbereich der Fall sein. Daher sollten sich die Verkaufszahlen im Vergleich zum ersten Quartal durchaus verbessert haben, auch wenn die Baubranche immer noch schwach unterwegs sei.
Auch Experte Thomas Schulte-Vorwick von der Privatbank Metzler sieht eine insgesamt durchwachsene Entwicklung bei Covestro. Eine Senkung des Gewinnziels 2023 sei dennoch eher unwahrscheinlich, erklärte er in einer Studie Mitte Juli.
DER AKTIONÄR ist für Covestro nach wie vor zuversichtlich gestimmt. Auch wenn es der DAX-Konzern konjunkturell bedingt aktuell etwas schwieriger hat, stimmen die mittel- bis langfristigen Perspektiven. Zudem ist das Unternehmen im historischen Vergleich relativ attraktiv bewertet, was das Übernahmeangebot von Adnoc gewissermaßen belegt und das Chartbild aussichtsreich. Wer auf eine Fortsetzung des Kursanstiegs setzt, sollte die Position mit einem Stopp bei 36,00 Euro absichern.
Mit Material von dpa-AFX