Das Marktumfeld für Chemieproduzenten wie Covestro ist derzeit alles andere als einfach. So haben die Schwäche der Bauwirtschaft sowie die Zurückhaltung vieler Menschen beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Möbeln den DAX-Konzern auch im zweiten Quartal belastet.
Anders als BASF, Lanxess oder Evonik reduziert Covestro die Jahresprognose allerdings nicht, sondern bestätigte sie erneut. Allerdings rechnet man für 2023 eher mit Resultaten in der unteren Hälfte der bisherigen Spanne für den operativen Gewinn und den freien operativen Mittelzufluss. Die Erlöse im Q2 fielen indes im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut ein Fünftel auf 3,7 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Dienstag mitteilte. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) knickte um knapp 30 Prozent auf 385 Millionen Euro ein. Damit verfehlten die Leverkusener die durchschnittlichen Analystenschätzungen beim Umsatz, hielten sich beim operativen Ergebnis aber knapp darüber. Das Bild gleicht dem ersten Quartal, als Kostensenkungen dem Konzern gewinnseitig ein Stück weit geholfen hatten.
Unter dem Strich verdienten die Leverkusener im zweiten Quartal 46 Millionen Euro, nach 199 Millionen vor einem Jahr. Der operative freie Mittelfluss - also das Geld, was im Tagesgeschäft bei Covestro hängen bleibt oder abfließt - war mit minus 10 Millionen Euro derweil deutlich besser als vor einem Jahr mit minus 462 Millionen. Das hatte damals allerdings an der Auszahlung der Mitarbeiter-Boni für das außergewöhnlich starke Jahr 2021 gelegen.
„Das zweite Quartal des Jahres war durch eine anhaltend schwache Konjunktur und weltweite Nachfrageschwäche geprägt. Dennoch haben wir unsere Ziele für dieses Quartal erreicht und bestätigen unsere Prognose für das Gesamtjahr,“ erklärte CEO Dr. Markus Steilemann (der sich zu den Übernahmespekulationen durch Adnoc nicht äußern wollte). „In diesem schwierigen Umfeld liegt unser Fokus auf effizientem und kostenbewusstem Handeln. Wir werden die Bedürfnisse unserer Kunden weiterhin bestmöglich bedienen und schaffen gleichzeitig die richtige Basis für nachhaltiges Wachstum und unsere vollständige Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft.“ Zur kompletten Unternehmensmeldung.
Es bleibt dabei: Obwohl es Covestro konjunkturell bedingt aktuell etwas schwieriger hat, stimmen die mittel- bis langfristigen Perspektiven. Zudem ist das Unternehmen im historischen Vergleich relativ attraktiv bewertet, was das Übernahmeangebot von Adnoc gewissermaßen belegt und das Chartbild aussichtsreich. Wer auf eine Fortsetzung des Kursanstiegs setzt, sollte die Position mit einem Stopp bei 36,00 Euro absichern.
Mit Material von dpa-AFX