Der Finanzinvestor Cerberus saß der Commerzbank schon länger im Nacken. Seit knapp drei Jahren sind die Amerikaner an der Bank beteiligt, zuletzt mit etwa fünf Prozent. Damit ist man nach dem Bund der größte Aktionär. Immer mehr deutet nun darauf hin, dass die zwei größten Anteilseigner gemeinsame Sache machten, was wohl zum Doppelrücktritt an der Spitze der Commerzbank führte.
Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler richtete zuletzt eine Anfrage an das Bundesfinanzministerium in der Causa Commerzbank. Aus der Antwort gehe hervor, dass es in den vergangenen zwölf Monaten alleine sechs Gespräche zwischen Cerberus-Leuten und Finanzstaatssektretär Jörg Kukies gab, so das Handelsblatt. Besonders brisant: Auch am 8. Juni traf man sich anscheinend.
Einen Tag später schickte Cerberus einen der bekanntgewordenen Briefe an den Commerzbank-Aufsichtsrat los, in dem das Management hart kritisiert wurde. Unter anderem wurde die schlechte Performance der letzten Jahre bemängelt und große Einschnitte gefordert. Das soll ausschlaggebend für den Rücktritt von CEO Martin Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann knapp drei Wochen später gewesen sein.
Bundestagsabgeordneter Schäffler geht nun davon aus, dass der Bund über die „Cerberus-Attacke auf die Commerzbank“ informiert gewesen sei und diese gebilligt habe. „Herr Kukies wollte die Drecksarbeit offenbar nicht selbst machen und hat alte Kontakte genutzt, um personelle Veränderungen bei der Commerzbank herbeizuführen“, so Schäffler.
Das Bundesfinanzministerium widerspricht Schäfflers Einschätzung. „Der Bund ist an einer starken und zukunftsfähigen Commerzbank interessiert und nimmt seine Interessen eigenständig und nicht über andere Anteilseigner der Commerzbank wahr“, erklärte ein Ministeriumssprecher. Zudem achte der Bund grundsätzlich die Zuständigkeiten der Organe und nehme auch indirekt keinen Einfluss auf geschäftspolitische Entscheidungen.
Nach einem starken Börsentag für die Commerzbank am Freitag, sank die Notierung zum Schluss wieder auf die 200-Tage-Linie bei 4,63 Euro. Heute wird es darum gehen, ob die Aktie noch einmal einen Ausbruch schafft. Investierte Anleger beachten den Stopp bei 3,70 Euro und bleiben dabei.
Für Aktionäre könnte es tatsächlich positive Auswirkungen haben, wenn der Bund so, wie vermutet bei der Commerzbank agiert. Normalerweise ist der Staat nicht der bessere Unternehmer und Staatseinstiege bei Firmen sind je nach Ausgestaltung eher kritisch zu sehen. Bei der Commerzbank deutet jedoch nun einiges darauf hin, dass man im Hintergrund Druck aufgebaut hat um nach Jahren der Stagnation eine Wende zu unterstützen.
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